"Krieg und Frieden" von Leo Tolstoi„Die höchste Weisheit und Wahrheit ist gleichsam eine ganz reine Flüssigkeit, die wir in uns aufzunehmen wünschen“, sagte er. „Wenn ich nun ein unreines Gefäß bin und diese reine Flüssigkeit in mich aufnehme, kann ich dann über ihre Reinheit urteilen? Nur durch innere Reinigung meiner selbst kann ich die aufgenommene Flüssigkeit bis zu einem gewissen Grad rein erhalten.“ (Osip Alexejewitsch Basdjejew) „Die höchste Wahrheit beruht nicht auf dem Verstand allein, nicht auf den weltlichen Wissenschaften, wie Physik, Geschichte, Chemie usw., in welche das Verstandeswissen zerfällt. Die höchste Weisheit ist eine einheitliche. Die höchste Weisheit umfasst nur eine Wissenschaft, die Wissenschaft des Alls, diejenige Wissenschaft, die den ganzen Weltenbau erklärt und den Platz, den darin der Mensch einnimmt. Um diese Wissenschaft in sich aufzunehmen, ist es notwendig, seinen inneren Menschen zu reinigen und zu erneuern … Und damit wir diese Ziele erreichen können, ist in unsere Seele ein göttliches Licht gelegt, welches Gewissen genannt wird.“ (Osip Alexejewitsch Basdjejew) „Betrachte mit den Augen des Geistes deinen inneren Menschen und frage dich selbst, ob du mit dir zufrieden bist. Was hast du dadurch erreicht, dass du dich durch Verstand allein rühren ließest?“ (Osip Alexejewitsch Basdjejew) „Reinige dich, und in gleichem Maß mit der fortschreitenden Reinigung wirst du die Weisheit erkennen.“ (Osip Alexejewitsch Basdjejew) „Achten Sie auf sich selbst mit der größten Aufmerksamkeit, legen Sie Ihren Affekten Fesseln an, und suchen Sie das Glück nicht in den Leidenschaften, sondern in Ihrem Herzen. Die Quelle der Glückseligkeit befindet sich nicht außer uns, sondern in uns.“ (Osip Alexejewitsch Basdjejew) Bei den Freimaurern Die sieben Tugenden:
"Was die siebente
Tugend anlangt", sagte der Redner, "so müssen Sie sich durch häufiges
Nachdenken über den Tod bemühen, dahin zu gelangen, dass er Ihnen nicht
mehr als ein furchtbarer Feind, sondern als ein Freund erscheint, der
die Seele ... von diesem ... Leben befreit und zu der Stätte der
Belohnung und der Ruhe führt."
"In
unseren Tempeln kennen wir keine anderen Verschiedenheiten", las der
Meister vom Stuhl, "als diejenigen, die zwischen der Tugend und dem
Laster bestehen ... Eile dem Bruder zu Hilfe, wer er auch sei ...
richte den Gefallenen auf, und hege niemals Groll oder Feindschaft
gegen einen Bruder. Sei freundlich und liebreich. Erwecke in allen
Herzen die Glut der Tugend. Freue dich über das Glück deines Nächsten,
und möge niemals Neid diesen reinen Genuss stören. Verzeihe deinem
Feind; räche dich nicht an ihm, es sei denn dadurch, dass du ihm etwas
Gutes tust. Wenn du so das höchste Gesetz erfüllst, so wirst du etwas
von der urzeitlichen Seelengröße wiedergewinnen, die du verloren hast."
Das dreifache Ziel des Ordens:
"Die
wichtigste Pflicht ... besteht ... in der Vervollkommnung des eigenen
Selbst. Aber wir denken oft , wir könnten dadurch, dass wir alle
Schwierigkeiten des Lebens von uns fernhalten, dieses Ziel leichter
erreichen. Das Gegenteil ist richtig ... Nur inmitten der Erregungen,
die das Leben in der Welt mit sich bringt, können wir die drei
Hauptziele erreichen."
Jede gewaltsame Reform ist tadelnswert, weil sie das Übel nicht bessern wird, solange die Menschen so bleiben, wie sie sind, und weil die Weisheit nicht der Gewalt bedarf. Seine Geldbörse war immer leer, weil sie für alle offen war. "Die Spanier senden durch die katholische Geistlichkeit Dankgebete zu Gott empor, weil sie am vierzehnten Juni die Franzosen besiegt haben, und die Franzosen senden durch dieselbe katholische Geistlichkeit Dankgebete empor, weil sie am vierzehnten Juni die Spanier besiegt haben." (Pierre Besuchow) Er besaß die unglückliche Eigenschaft vieler Menschen ... : an die Möglichkeit des Guten und der Wahrheit zu glauben und das Böse und die Lüge im Leben zu deutlich zu erkennen, als dass man es über sich gewinnen könnte, an diesem Leben ernsthaften Anteil zu nehmen. Am 12.
Juni überschritten die Truppen Westeuropas die Grenzen Russlands, und
der Krieg begann, d. h. es vollzog sich ein der menschlichen Vernunft
und der ganzen menschlichen Natur zuwiderlaufendes Ereignis. Millionen
von Menschen verübten gegeneinander eine so zahllose Menge von
Übeltaten, Betrug, Verrat, Diebstahl, Fälschung von Banknoten und
Verteilung der gefälschten, Raub, Brandstiftung und Mord, wie sie die
Chronik aller Gerichte der Welt während ganzer Jahrhunderte nicht
zusammenstellt; und dabei betrachteten in dieser Zeitperiode die
Menschen, die diese Taten verübten, sie gar nicht als Verbrechen. Die Menschen des Westens bewegten sich nach Osten, um dort andere Menschen zu töten. Und nach dem Gesetz des Zusammenfallens der Ursachen schoben sich nun diesem Ereignis ganz von selbst Tausende kleiner Ursachen für diese Bewegung und für den Krieg als Stützen unter und trafen mit diesem Ereignis zusammen. Wenn der
Apfel reif geworden ist und fällt, warum fällt er? Weil er von der Erde
angezogen wird? Weil sein Stengel dürr geworden ist? Weil sein Fleisch
von der Sonne getrocknet ist? Weil er zu schwer geworden ist? Weil der
Wind ihn schüttelt? Bei
historischen Ereignissen sind die sogenannten großen Männer nur die
Etiketten, die dem Ereignis den Namen geben; sie stehen aber, ebenso
wie die Etiketten, mit dem Ereignis selbst kaum in irgendeinem inneren
Zusammenhang.
Napoleon befand sich in jenem Zustand nervöser Erregung, wo man reden
und reden muss, nur um sich selbst zu beweisen, dass man recht hat.
Pfuel war von einem unerschütterlichen, unheilbaren, geradezu
fanatischen Selbstbewusstsein erfüllt, wie es eben nur bei den
Deutschen vorkommt, und zwar besonders deswegen, weil nur die Deutschen
aufgrund einer abstrakten Idee selbstbewusst sind, aufgrund der
Wissenschaft, d. h. einer vermeintlichen Kenntnis der vollkommenen
Wahrheit. Der Franzose ist selbstbewusst, weil er meint, dass seine
Persönlichkeit sowohl durch geistige als durch körperliche Vorzüge auf
Männer und Frauen unwiderstehlich wirkt. Der Engländer ist
selbstbewusst aufgrund der Tatsache, dass er ein Bürger des
besteingerichteten Staates der Welt ist, und weil er als Engländer
immer weiß, was er zu tun hat, und weiß, dass alles, was er als
Engländer tut, zweifellos das Richtige ist. Der Italiener ist
selbstbewusst, weil er ein aufgeregter Mensch ist und leicht sich und
andere vergisst. Der Russe ist besonders deswegen selbstbewusst, weil
er nichts weiß und auch nichts wissen will, da er nicht an die
Möglichkeit glaubt, dass man etwas wissen könne. Aber bei dem Deutschen
ist das Selbstbewusstsein schlimmer, hartnäckiger und widerwärtiger als
bei allen andern, weil er sich einbildet, die Wahrheit zu kennen,
nämlich die Wissenschaft, die er sich selbst ausgedacht hat, die aber
für ihn die absolute Wahrheit ist.
Ein solcher Mensch war offenbar Pfuel. Er war im Besitz der Wissenschaft.
Und wie es immer so zugeht, dass im Punkt der Schlauheit der Dumme dem
Klügeren überlegen ist, so war es auch in diesem Fall.
Er hatte, wie die Ärzte sagten, das Gallenfieber. Trotzdem ihn die
Ärzte behandelten, ihn zur Ader ließen und ihm allerlei Medizin zu
trinken gaben, wurde er dennoch wieder gesund.
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© 2019 Hubert Hirsch - Poetische Tagträume