Bei den Elben im Licht
Zitate aus "Der Herr der Ringe" von John R. R. Tolkien

Adlernebel

 Die Welt ist im Wandel.
 Ich spüre es im Wasser.
 Ich spüre es in der Erde.
 Ich rieche es in der Luft.

 

Zum Wegweiser auf der kosmischen Reise

 

 

 

 

Die Ringtrilogie beschreibt in epischer Breite das Schicksal der Bewohner der sagenhaften Welt Mittelerde und die Verlockungen der Macht, denen sie ausgesetzt sind. Für höhere Wesen, wie die Elbenfürstin Galadriel wird der Ring der Macht zur Prüfung, die sie besteht, während das Geschöpf Gollum der Anziehung des Einen Ringes erliegt, der für ihn zum Fluch wird und sein Leben vergiftet. Der archaisch alte Tom Bombadil ist der einzige, auf den der Ring keine Wirkung ausübt, weil er ganz außerhalb aller irdischer Bestrebungen in völligem Einklang mit der Natur lebt.

Die Darstellung von Gewalt im Zusammenhang mit den ausbrechenden Machtkämpfen zeigt, wohin dieser Weg führt. Im Gegensatz dazu legt Tolkien den ganzen Zauber seiner Erzählkunst in die Schilderung der traumhaften Zwischenwelt der Elben, ihrer berührenden Reinheit und ihres langsamen Abschiedes von Mittelerde. Als die Huldvollen werden sie bezeichnet oder als das Schöne Volk. Aber selbst sie geraten in den Strudel der Ereignisse, die durch die drohende Dunkelheit, den Schatten aus dem Osten ausgelöst werden.

Inmitten einer fantastischen Welt zeichnet Tolkien seine Figuren vielschichtig, deutet bei seinen Helden unter dem Einfluss des Ringes auch ihre dämonischen Seiten an. Ebenso wie er den gefallenen Gollum als Opfer des Ringes nicht verurteilt, sondern durch Gandalf, Aragorn und Frodo in Schutz nehmen lässt, Schutz vor Strafe oder Rache.

 


 

Einleitung aus der Verfilmung "Der Herr der Ringe - Die Gefährten"

Alles begann mit dem Schmieden der Großen Ringe. Drei wurden den Elben gegeben, unsterblich, und die weisesten und reinsten aller Lebewesen. Sieben den Zwergenherrschern, großen Bergleuten und geschickten Handwerkern in ihren Hallen aus Stein. Und neun, neun Ringe wurden den Menschen geschenkt, die vor allem anderen nach Macht streben.

Doch es wurde noch ein Ring gefertigt. Im Lande Mordor, im Feuer des Schicksalsberges, schmiedete der dunkle Herrscher Sauron heimlich einen Meisterring, um alle anderen zu beherrschen.

'Ein Ring sie zu knechten.'

Doch die Herzen der Menschen sind leicht zu verführen. Und der Ring der Macht besitzt einen eigenen Willen. Und was nicht in Vergessenheit hätte geraten dürfen, ging verloren.

Geschichte wurde Legende, Legende wurde Mythos, und zweieinhalb tausend Jahre lang wusste niemand mehr um den Ring. Bis er sich, eines Tages, einen neuen Träger suchte.

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Die Gemeinschaft des Ringes

"Ich kenne die Hälfte von euch nicht halb so gut, wie ich es gern möchte, und ich mag weniger als die Hälfte von euch auch nur halb so gern, wie ihr es verdient." (Bilbos Geburtstagsansprache)

"Ich wollte, es hätte nicht zu meiner Zeit sein müssen", sagte Frodo.
"Das", erwiderte Gandalf, "wünschen alle, die in solchen Zeiten leben. Aber nicht sie haben zu bestimmen. Wir können nur bestimmen, was wir mit der Zeit anfangen, die uns gegeben ist."
(Gandalf)

"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand. Denn selbst die ganz Weisen können nicht alle Absichten erkennen." (Gandalf)

"Ratschläge sind eine gefährliche Gabe, selbst von den Weisen an die Weisen, und alle Wege mögen in die Irre führen." (Gildor)

"Der gerade Weg ist nicht immer der kürzeste." (Peregrin)

'So bist du also gekommen, Gandalf', sagte er ernst. Doch in seinen Augen schien ein weißes Licht zu leuchten, als ob ein kaltes Lachen in seinem Herzen sei.
'Ja, ich bin gekommen, um dich um Hilfe zu bitten, Saruman der Weiße.'
Ich sah ihn an und bemerkte, dass sein Gewand, das mir weiß erschienen war, es gar nicht war, sondern aus allen Farben gewirkt war, und wenn er sich bewegte, dann schimmerten und schillerten sie, dass es das Auge verwirrte.
'Mir gefällt weiß besser', sagte ich.
'Weiß!' höhnte er. 'Das ist für den Anfang gut. Weißer Stoff kann gefärbt werden. Das weiße Blatt kann beschrieben werden; und das weiße Licht kann gebrochen werden.'
'Dann ist es aber nicht länger weiß', sagte ich. 'Und derjenige, der etwas zerbricht, um herauszufinden, was es ist, hat den Pfad der Weisheit verlassen.'
(Gandalf)

"Gandalf der Graue wie eine Fliege im verräterischen Netz einer Spinne! Doch selbst bei den tückischen Spinnen mag es einen schwachen Faden geben." (Gandalf)

"Und doch ist in Lüge oft Wahrheit verborgen." (Glorfindel)

"Nichts ist von Anfang an böse." (Elrond)

"So ist es oft mit Taten, die die Räder der Welt in Bewegung setzen: kleine Hände vollbringen sie, weil sie müssen, während die Augen der Großen anderswo sind. Das ist die Stunde des Auenland-Volkes, in der es sich von seinen friedlichen Äckern erhebt, um die Festungen und Pläne der Großen zu erschüttern. Wer von allen Weisen hätte das voraussehen können?" (Elrond)

"Treulos ist, wer Lebewohl sagt, wenn die Straße dunkel wird", sagte Gimli.
"Vielleicht", sagte Elrond. "Aber lasst denjenigen nicht geloben, im Dunkeln zu wandern, der den Einbruch der Nacht nicht gesehen hat."
"Doch mag ein geschworenes Wort das zitternde Herz stärken", sagte Gimli.
"Oder es brechen", erwiderte Elrond.

"Die Arbeit, die man nie beginnt, dauert am längsten." (Sam)

"Ah! Der Ring!" sagte Boromir, und seine Augen leuchteten. "Ist es nicht ein seltsames Geschick, dass wir soviel Angst und Zweifel erdulden wegen eines so kleinen Dings?"

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Die zwei Türme

"Vielleicht gibt es keine richtige Entscheidung." (Gimli)

In der stillen, kalten Stunde vor dem Morgengrauen hielten sie dort eine kurze Rast.

Doch jetzt war das ganze Land verlassen, und es herrschte ein Schweigen, das nicht die Stille des Friedens zu sein schien.

"Irgend etwas Seltsames ist in diesem Land am Werk. Ich misstraue der Stille. Ich misstraue selbst dem bleichen Mond. Die Sterne sind matt; und ich bin müde, wie ich es selten zuvor war, müde, wie kein Waldläufer sein sollte, der eine deutliche Spur zu verfolgen hat. Da ist irgendein Wille, der unseren Feinden Schnelligkeit verleiht und vor uns eine unsichtbare Schranke errichtet: eine Müdigkeit, die mehr im Herzen als in den Gliedern sitzt." (Aragorn)

"Das Morgen ist unbekannt. Rat wird oft gefunden bei Sonnenaufgang." (Legolas)

Éomer schlug die stolzen Augen nieder. "Es sind wahrlich seltsame Zeiten", murmelte er. "Träume und Sagen tauchen aus dem Gras auf und werden lebendig."

"Halblinge!" lachte der Reiter, der neben Éomer stand. "Das ist doch nur ein kleines Volk in alten Liedern und Kindermärchen aus dem Norden. Leben wir in Sagen oder auf der grünen Erde im Tageslicht?"
"Ein Mensch mag beides tun", sagte Aragorn.

"Die Menschen der Mark lügen nicht, und deshalb werden sie nicht leicht getäuscht." (Éomer)

"Berg ist ein hastiges Wort für ein Ding, das hier immer gestanden hat, seit dieser Teil der Welt gestaltet wurde." (Baumbart)

"Es ist leichter, Halt! zu rufen als Einhalt zu gebieten." (Baumbart)

"In einem Punkt hast du dich nicht geändert, lieber Freund", sagte Aragorn. "Du sprichst immer noch in Rätseln."
"Was? In Rätseln?" sagte Gandalf. "Nein! Denn ich sprach laut mit mir selbst. Eine Angewohnheit der Alten: Sie wählen den Klügsten der Anwesenden aus, um mit ihm zu reden; die langen Erklärungen, die die Jungen brauchen, sind ermüdend." Er lachte, aber es klang jetzt warm und freundlich wie ein Sonnenstrahl.

"Die Weisen reden nur über das, was sie wissen, Gríma, Sohn Gálmóds." (Gandalf)

"Die Welt verändert sich, und alles, was einst stark war, erweist sich nun als unsicher." (Theoden)

"Es ist das Schicksal dieser Tage, dass sie voller Wunder sind." (Theoden)

"Einer, der in Not nicht einen Schatz wegwerfen kann, ist in Fesseln." (Aragorn)

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Die Rückkehr des Königs

"Verräter sind immer argwöhnisch." (Gandalf)

"Die Dinge werden ihren Lauf nehmen; es ist nicht nötig, ihnen entgegenzueilen." (Baumbart)

"Gefährlich sind die Erfindungen eines Wissens, das größer ist als unser eigenes." (Gandalf)

"Allerdings ...", und jetzt lächelte er, "habt Ihr etwas Seltsames an Euch, Frodo, vielleicht ein elbisches Wesen." (Faramir)

Viele Namen habe ich in vielen Ländern. Mithrandir heiße ich bei den Elben, Tharkûn bei den Zwergen; Olórien war ich in meiner Jugend im Westen, der vergessen ist, im Süden Incánus, im Norden Gandalf; in den Osten gehe ich nicht.

Besser unverdientes Misstrauen als unbesonnene Worte. Und die Erinnerung an Boromir, an die entsetzliche Veränderung, die die Verlockung des Ringes bei ihm bewirkt hatte, war ihm sehr gegenwärtig.

"Das Lob der Lobenswerten ist der höchste Lohn." (Faramir)

Gewiss hatte der Ring an Macht zugenommen, aber eins vermittelte er nicht, und das war Mut.

Denethor sah in Wirklichkeit viel mehr wie ein großer Zauberer aus als Gandalf, königlicher, schön und mächtig; und älter. Doch mit einem anderen Sinn als dem Sehvermögen erkannte Pippin, dass Gandalf die größere Macht und die tiefere Weisheit besaß und eine Hoheit, die verschleiert war. Und er war älter, weit älter. Dann brachen seine Grübeleien ab, und er sah, dass Denethor und Gandalf sich immer noch in die Augen blickten, als wollten sie in der Seele des anderen lesen. Aber Denethor war es, der zuerst den Blick abwandte.
"Stolz, der in der Not Hilfe und Rat verschmähte, wäre Torheit; doch Ihr verteilt solche Gaben entsprechend Euren eigenen Plänen."
(Denethor)
"Aber das will ich sagen: kein Reich beherrsche ich, weder Gondor noch irgendein anderes, ob groß oder klein. Doch alles, was Wert hat in der Welt, so wie die Dinge jetzt liegen, das steht unter meinem Schutz. Und ich für meinen Teil werde mit meiner Aufgabe nicht ganz scheitern, sollte Gondor auch zugrunde gehen, wenn irgend etwas diese Nacht übersteht, das noch gut werden oder Frucht tragen oder in künftigen Tagen wieder blühen kann." (Gandalf)

Pippin schaute erstaunt auf das Gesicht, das jetzt so dicht neben seinem war, denn das Lachen hatte fröhlich und vergnügt geklungen. Dennoch sah er im Gesicht des Zauberers Kummer- und Sorgenfalten; doch als er genauer hinschaute, erkannte er, dass sich unter alledem eine große Freude verbarg: eine Quelle der Heiterkeit, die gereicht hätte, ein Königreich zum Lachen zu bringen, wenn sie zu sprudeln begänne.

"Großmütigen Taten sollte nicht durch kalten Rat Einhalt geboten werden." (Gandalf)

"Verdirb das Wunder nicht durch Eile." (Legolas)

 "Der hastige Streich geht oft fehl." (Aragorn)

"Guter Rat kommt über Nacht, und am Morgen sieht alles anders aus." (Theoden)

Gandalf sprang die Stufen hinauf, und die Männer wichen vor ihm zurück und bedeckten die Augen; denn sein Kommen war, wie wenn weißes Licht auf eine dunkle Stelle fällt.

Aragorn hörte ihn und drehte sich um und sagte: "Fürwahr, in der Hochsprache von einst bin ich Elessar, der Elbenstein, und Enviyatar, der Erneuerer." Und er fasste nach dem grünen Stein, der auf seiner Brust lag. "Aber Streicher soll der Name meines Hauses sein, wenn es je gegründet wird. In der Hochsprache wird es nicht übel klingen, und Telcontar werde ich heißen und alle Erben meines Leibes ebenso."

"Seinen Schmerz wird er nicht vergessen; aber er wird ihm nicht das Herz verdunkeln, sondern ihn Weisheit lehren." (Aragorn)

"In jener Stunde sah ich Aragorn an und dachte, ein wie großer und entsetzlicher Gebieter er mit seiner Willensstärke hätte werden können, wenn er den Ring für sich genommen hätte. Nicht umsonst fürchtet Mordor ihn. Aber edler ist seine Seele, als Sauron sich vorstellen kann." (Legolas)

"Ich rate nicht zur Vernunft. Ich sagte, der Sieg könne nicht durch Waffen errungen werden." (Gandalf)

Er spürte, dass er von jetzt an nur zwischen zwei Möglichkeiten würde wählen können: dem Ring zu entsagen, obwohl ihn das quälen würde; oder ihn für sich in Anspruch zu nehmen und die Macht herauszufordern, die in ihrer dunklen Feste jenseits des Tals der Schatten saß. Schon führte ihn der Ring in Versuchung, nagte an seinem Willen und Verstand. Wilde Hirngespinste tauchten in seinen Gedanken auf; und er sah Samweis den Großen, den Helden des Zeitalters, der mit flammendem Schwert durch die verfinsterten Lande zog, und Heere, die auf sein Gebot hin zusammenströmten, als er losmarschierte, um Barad-dûr zu vernichten. Und dann verzogen sich alle Wolken, und die weiße Sonne schien, und auf seinen Befehl wurde das Tal von Gorgoroth ein fruchtbarer Garten mit Blumen und Bäumen. Er brauchte nur den Ring aufzustecken und ihn als sein Eigentum zu erklären, und all dies könnte geschehen.

Dort, zwischen dem Gewölk über einem dunklen Felsen hoch oben im Gebirge, sah Sam eine Weile einen weißen Stern funkeln. Seine Schönheit griff ihm ans Herz, als er aufschaute aus dem verlassenen Land, und er schöpfte wieder Hoffnung. Denn wie ein Pfeil, klar und kalt, durchfuhr ihn der Gedanke, dass letztlich der Schatten nur eine kleine vorübergehende Sache sei: es gab Licht und hehre Schönheit, die auf immer außerhalb seiner Reichweite waren.

Als Aragorn aufstand, starrten ihn alle stumm an, denn es schien ihnen, dass sie ihn jetzt zum ersten Mal erblickten. Groß wie die See-Könige von einst, überragte er alle, die um ihn standen. Hochbetagt erschien er, und doch in der Blüte der Manneskraft; und Weisheit lag auf seiner Stirn, und Kraft und Heilung waren in seinen Händen, und ein Licht war um ihn.

"Staunen macht die Lobesworte lauter." (Gandalf)

"Die Welt ändert sich: Ich spüre es im Wasser, ich spüre es in der Erde, und ich rieche es in der Luft." (Baumbart)

"Es ist sinnlos, auf Rache mit Rache zu antworten: das bringt keine Heilung." (Frodo)

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Goldbeere, Tochter des Flusses

Sie kamen schüchtern ein paar Schritte weiter in den Raum und verbeugten sich tief, und sie waren ebenso überrascht und verlegen wie Leute, die an einem Bauernhaus klopfen, weil sie um einen Schluck Wasser bitten wollen, und denen eine schöne junge Elbenkönigin in einem Gewand aus lebenden Blumen öffnet. Aber ehe sie etwas sagen konnten, sprang die Frau leichtfüßig auf; und während sie lief, raschelte ihr Gewand leise wie der Wind an den blühenden Ufern eines Flusses.

"Schöne Frau Goldbeere!" sagte Frodo schließlich und fühlte eine Freude in seinem Herzen aufsteigen, die er nicht verstand. Er war so bezaubert, wie er zuweilen von schönen Elbenstimmen bezaubert gewesen war; aber der Zauber, der ihn jetzt umfing, war von anderer Art: nicht so glühend und überirdisch war das Entzücken, vielmehr tiefer und dem sterblichen Herzen näher; wunderbar, und dennoch nicht unvertraut.

"Willkommen!" sagte sie. "Ich sehe, du bist ein Elbenfreund; das Leuchten in deinen Augen und der Klang deiner Stimme verraten es."
Die Augen der Hobbits folgten ihr, denn die schlanke Anmut ihrer Bewegungen erfüllte sie mit stiller Freude.
"Schöne Frau", sagte Frodo nach einer Weile. "Sagt mir, wer ist Tom Bombadil?"
"Er ist", antwortete Goldbeere, hielt in ihren raschen Bewegungen inne und lächelte.
Frodo sah sie fragend an. "Er ist, wie ihr ihn gesehen habt", sagte sie als Antwort auf seinen Blick. "Er ist der Meister von Wald, Wasser und Berg."
"Dann gehört ihm dieses ganze sonderbare Land?"
"O nein", antwortete sie, und ihr Lächeln verblasste. "Das wäre wahrscheinlich eine Bürde", fügte sie leise hinzu, als spräche sie zu sich selbst. "Die Bäume und die Gräser und alles, was im Land wächst und lebt, gehören sich selbst. Tom Bombadil ist der Meister. Niemand hat jemals den alten Tom gefangen, wenn er im Wald wanderte, im Wasser watete, in Licht und Schatten über die Berggipfel sprang. Er hat keine Furcht. Tom Bombadil ist der Meister."

"Habt nun Frieden", sagte sie, "bis zum Morgen!" Sie verließ das Zimmer mit leisem Schimmer und Rascheln. Ihre Schritte klangen wie ein Bach, der in der Stille der Nacht über kühle Steine sanft zu Tal plätschert.

Als sie aus dem Fenster schauten, drang zu ihnen sanft als strömte sie mit dem Regen herab, die klare Stimme von Goldbeere, die über ihnen sang. Sie konnten wenig Wörter verstehen, aber sie erkannten, dass es ein Regenlied war, so süß wie Schauer auf trockene Berge, und es erzählte die Geschichte eines Flusses von der Quelle im Hochland bis zum Meer weit drunten. Die Hobbits lauschten voll Entzücken.

Dort auf der Bergkuppe stand sie und winkte ihnen: ihr Haar hing lose herab und glänzte und schimmerte in der Sonne. Ein Funkeln wie das Glitzern von Wasser auf tauigem Gras blinkte unter ihren Füßen auf, als sie tanzte.

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Bei den Elben im Licht

Die Hobbits setzten sich an den dunklen Straßenrand. Es dauerte nicht lange, da kamen die Elben den Weg entlang ins Tal. Sie gingen langsam an ihnen vorbei, und die Hobbits sahen das Sternenlicht auf ihrem Haar und ihren Augen glänzen. Sie trugen kein Licht, und doch war es, während sie gingen, als ob ein Schimmer wie der Schein des Mondes, ehe er sich über den Kamm der Berge erhebt, auf ihre Füße fiele.

Pippin konnte sich später kaum an das Essen oder Trinken erinnern, denn er war so erfüllt von dem Leuchten auf den Gesichtern der Elben und dem Klang so vielfältiger und schöner Stimmen, dass er sich wie in einem Wachtraum vorkam. Aber er erinnerte sich, dass es Brot gab, wohlschmeckender, als ein köstlicher weißer Laib einem Verhungernden erscheinen mag, und Früchte süß wie wilde Beeren und schmackhafter als in Gärten gezogenes Obst; er leerte einen Becher, gefüllt mit einem duftenden Getränk, kühl wie eine klare Quelle, golden wie ein Sommernachmittag.

"Die Elben, Herr ... Sie scheinen nicht davon berührt zu werden, ob ich sie mag oder nicht mag", antwortete Sam langsam. "Es scheint nicht wichtig zu sein, was ich von ihnen halte. Sie sind ganz anders, als ich erwartet hatte – so alt und jung, und so fröhlich und traurig gewissermaßen."

Plötzlich kam unten ein weißes Pferd in raschem Lauf in Sicht, das durch die Schatten schimmerte und rasch dahineilte. In der Dämmerung glänzte und blitzte sein Stirnriemen, als sei er mit Edelsteinen wie mit leibhaftigen Sternen besetzt. Der Mantel des Reiters flatterte hinter ihm, und seine Kapuze war zurückgeworfen; sein goldenes Haar flutete schimmernd im Wind. Frodo kam es so vor, als schiene ein weißes Licht durch die Gestalt und das Gewand des Reiters wie durch einen dünnen Schleier. Seine Sprache und seine hell klingende Stimme ließen keinen Zweifel in ihren Herzen: der Reiter gehörte zum Volk der Elben. Keine anderen Bewohner der weiten Welt hatten so schöne Stimmen.

Er streckte die Hand aus und zeigte einen einzelnen blassgrünen Edelstein. "Es ist ein Beryll, ein Elbenstein."

"Die Elbenweisen fürchten die Ringgeister nicht, denn jene, die im Glückseligen Land geweilt haben, leben in beiden Welten zugleich, und sowohl den Sichtbaren wie den Unsichtbaren gegenüber haben sie große Macht." (Gandalf)

"Überall sind Elben. Manche sind wie Könige, ehrfurchtgebietend und prächtig; und manche sind fröhlich wie Kinder. Und die Musik und das Singen ..." (Sam)

Elronds Gesicht war zeitlos – weder alt noch jung, sein Haar war dunkel wie die Schatten der Dämmerung, seine Augen waren grau wie ein klarer Abend, und ein Licht leuchtete in ihnen wie Sternenlicht. Verehrungswürdig erschien er wie ein König. Er war der Herr von Bruchtal und mächtig unter den Elben und Menschen.

So kam es, dass Frodo sie erblickte, die wenige Sterbliche je gesehen hatten: Arwen, Elronds Tochter, sie wurde Undómiel genannt, denn sie war der Abendstern ihres Volkes. Soviel Lieblichkeit hatte Frodo niemals zuvor an einem lebenden Wesen gesehen oder sich vorstellen können; jung war sie, und doch wieder nicht. Die Flechten ihres dunklen Haares waren noch von keinem Reif berührt, ihre weißen Arme und ihr Gesicht waren makellos und glatt, und das Licht von Sternen war in ihren leuchtenden Augen, die grau wie eine wolkenlose Nacht waren; doch sah sie königlich aus, und in ihrem nachdenklichen Blick lag Weisheit.

Elrond saß auf seinem Sessel, und der Feuerschein auf seinem Gesicht war wie Sommerlicht auf den Bäumen. Aragorn schien ein Elben-Kettenhemd zu tragen, und ein Stern leuchtete auf seiner Brust. Plötzlich war es Frodo, als ob Arwen sich zu ihm wandte, und das Licht ihrer Augen fiel von fern auf ihn und durchbohrte sein Herz.

Er stand verzaubert da, während die süßen Laute des Elbenliedes herabsanken wie klare Edelsteine, aus Wort und Melodie, die ineinander übergehen.

"Elronds Macht beruht auf Weisheit, nicht auf Waffen." (Boromir)

    "Nicht alles, was Gold ist, funkelt,
    Nicht jeder, der wandert, verlorn."
    (Bilbo)

(Gandalf berichtet im Rat von Elrond über die Ringinschrift:)

    "Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
    Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden."

    Es war verblüffend, wie sich die Stimme des Zauberers verändert hatte. Sie wurde plötzlich drohend, machtvoll, hart wie Stein. Ein Schatten schien vor der im Mittag stehenden Sonne vorüberzuziehen, und der Söller wurde einen Augenblick dunkel. Alle zitterten, und die Elben hielten sich die Ohren zu.
    "Niemals zuvor hat irgendeine Stimme gewagt, Wörter in jener Sprache in Imladris auszusprechen, Gandalf der Graue", sagte Elrond, als sich der Schatten verzog und die Gesellschaft wieder atmete.

"Wie steht es mit den Drei Ringen der Elben?" - "Habt ihr mich nicht verstanden, Glóin?" sagte Elrond. "Sie wurden nicht als Waffen des Krieges oder der Eroberung gemacht: darin liegt ihre Macht nicht. Diejenigen, die sie herstellten, gelüstete es nicht nach Macht oder Herrschaft oder angehäuftem Reichtum, sondern danach, zu verstehen, zu wirken und zu heilen, um alle Dinge rein zu erhalten."

"Viel Böses muss ein Land befallen, ehe es die Elben ganz vergisst, die einstmals hier wohnten." (Gandalf)

"Dort liegen die Wälder von Lothlórien", sagte Legolas. "Das ist der schönste aller Wohnsitze meines Volkes. Keine Bäume sind wie die Bäume jenes Waldes. Denn im Herbst fallen ihre Blätter nicht ab, sondern färben sich golden. Erst wenn der Frühling kommt und das neue Grün sich öffnet, fallen sie ab, und dann sind die Zweige überladen mit gelben Blüten; und der Boden des Waldes ist golden, und golden ist das Dach, und seine Säulen sind aus Silber, denn die Rinde der Bäume ist glatt und grau."

Legolas erzählte ihnen Geschichten von Lothlórien, die die Elben noch in ihren Herzen bewahrten, von Sonnenschein und Sternenlicht auf den Wiesen am Großen Strom, ehe die Welt grau war.
Schließlich trat Schweigen ein, und sie hörten die Musik des Wasserfalls, die süß durch die Schatten zog. Fast glaubte Frodo eine Stimme singen zu hören, die sich mit dem Geräusch des Wassers verquickte.
"Hört ihr die Stimme des Nimrodel?" fragte Legolas.

"Leb wohl, süßer Nimrodel!" rief Legolas. Frodo blickte zurück und erhaschte einen Schimmer von weißem Schaum zwischen den grauen Baumstämmen. Ihm war, als würde er niemals wieder ein so schönes, fließendes Gewässer hören, das seine unzähligen Melodien in einer unendlich wechselvollen Musik harmonisch verband.

In Bruchtal lebte die Erinnerung an die alten Dinge; in Lórien lebten die alten Dinge noch in der lebendigen Welt. Wölfe heulten an des Waldes Grenzen. Doch auf dem Lande Lórien lag kein Schatten.

"Das hier ist elbischer als alles, wovon ich je gehört habe. Mir ist zumute, als sei ich innerhalb eines Liedes." (Sam)
Haldir lächelte. "Du spürst die Macht der Edlen Frau der Galadrim", sagte er. Frodo hatte das Gefühl, als sei er in einem zeitlosen Land, das nicht verging oder sich veränderte oder in Vergessenheit geriet.
Frodo stand still und hörte in weiter Ferne große Wogen an Ufer branden, die vor langer Zeit hinweggewaschen worden waren, und er hörte Seevögel schreien, deren Art auf der Erde ausgestorben war.
Frodo sah einen Berg aus vielen mächtigen Bäumen oder eine Stadt aus grünen Türmen: was von beiden es war, konnte er nicht sagen. Von dort her schienen ihm die Macht und das Licht zu kommen, die das ganze Land in ihrem Banne hielten.
Er ließ seine Augen über den Fluss hinweg schweifen, und alles Licht erlosch. Die Sonne, die auf Lothlórien lag, hatte keine Kraft, den Schatten jener fernen Höhe zu erhellen.

Am Fuße des Berges fand Frodo Aragorn; in seiner Hand hielt er eine kleine goldene elanor-Blüte, und ein Licht leuchtete in seinen Augen. Er war in irgendeiner schönen Erinnerung versunken; und als Frodo ihn ansah, wusste er, dass Aragorn Dinge schaute, wie sie einstmals an eben diesem Ort gewesen waren. Denn die bitteren Jahre waren ausgelöscht aus seinem Gesicht.
"Hier ist das Herz des Elbentums auf Erden", sagte er, "und hier weilt mein Herz allezeit, es sei denn, ein Licht leuchtete jenseits der dunklen Wege, die wir noch gehen müssen, du und ich." Und er nahm Frodos Hand und verließ den Berg Cerin Amroth und kehrte niemals als Lebender dahin zurück.

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Galadriels Spiegel

    Sie betraten die Stadt der Bäume. Ringsum und hoch oben in den Lüften erklangen viele Stimmen. Auf dem Berg hörten sie Gesang, der herabfiel wie sanfter Regen auf Blätter.

    Das Gemach war von einem sanften Licht erfüllt. Der Hohe Herr Celeborn und die Edle Frau Galadriel erhoben sich, um ihre Gäste zu begrüßen, wie es die Sitte der Elben war. Sie waren ernst und schön. Kein Zeichen des Alters war an ihnen, es sei denn in den Tiefen ihrer Augen; denn ihre Augen waren scharf wie Lanzen im Sternenlicht, und doch tiefgründig, die Brunnen alter Erinnerungen.

    Sie (Anm.: Galadriel) schaute Gimli an, der finster und traurig dasaß, und sie lächelte. Und als der Zwerg hörte, dass die Namen in seiner eigenen alten Sprache genannt wurden, hob er den Kopf und sah ihr in die Augen; und ihm schien, als blicke er plötzlich einem Feind ins Herz und sehe dort Liebe und Verständnis. Staunen malte sich in seinem Gesicht, und dann lächelte auch er.

    "Der Hohe Herr der Galadrim gilt als der Weiseste der Elben von Mittelerde und als Geber von Geschenken, die mächtiger sind als Könige." (Galadriel)

    Und nach diesen Worten hielt die Edle Frau Galadriel sie mit ihrem Blick gefangen und schaute schweigend der Reihe nach jeden einzelnen von ihnen forschend an. Keiner außer Legolas und Aragorn vermochte ihren Blick lange zu ertragen.

    "Ich nehme an, es gibt Elben und Elben", sagte Sam. "Elbisch sind sie alle, aber doch nicht alle gleich. Ob sie das Land gemacht haben oder das Land sie, ist schwer zu sagen. Es ist wundervoll still hier. Nichts scheint zu geschehen, und offenbar will das auch niemand. Wenn irgendein Zauber dabei ist, dann sitzt er ganz tief, wo ich sozusagen meine Hand nicht drauf legen kann."
    "Man kann ihn überall sehen und fühlen", sagte Frodo.

    "Hier ist Galadriels Spiegel", sagte sie. "Viele Dinge zu enthüllen kann ich dem Spiegel befehlen."
    "Ratet Ihr mir hineinzuschauen?" fragte Frodo.
    "Nein", antwortete sie. "Ich rate dir weder das eine noch das andere. Ich bin kein Ratgeber. Sehen ist sowohl gut als auch gefährlich."

    Earendil, der Abendstern, den die Elben über alles liebten, strahlte klar am Himmel. So hell strahlte er, dass die Gestalt der Elbenfürstin einen schwachen Schatten auf den Boden warf. Seine Strahlen glänzten auf dem Ring an ihrem Finger; der Ring glitzerte wie poliertes Gold, mit Silberlicht überzogen, und ein weißer Stein auf ihm blinkte, als sei der Abendstern herabgekommen, um auf ihrer Hand zu ruhen. Frodo betrachtete den Ring ehrfürchtig.
    "Ja", sagte sie. "Es kann nicht verborgen bleiben vor dem Ringträger und einem, der das Auge gesehen hat. Wahrlich, einer der Drei
    (Anm.: Elbenringe) ist in dem Land Lórien und auf Galadriels Finger. Es ist Nenya, der Ring aus Adamant, und ich bin seine Hüterin."

    "Ihr seid weise und furchtlos und schön, Edle Frau Galadriel", sagte Frodo. "Ich will Euch den Einen Ring geben, wenn ihr ihn verlangt."
    Sie hob die Hand, und von dem Ring, den sie trug, ging ein starkes Licht aus, das nur sie allein erleuchtete und alles andere dunkel ließ.
    "Ich bestehe die Prüfung", sagte sie. "Ich werde schwächer werden und in den Westen gehen und Galadriel bleiben."

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"Gewiss sind es Elbengewänder. Blatt und Zweig, Wasser und Stein: sie haben den Farbton und die Schönheit all dieser Dinge unter dem Zwielicht von Lórien, das wir lieben. Denn bei allem, was wir herstellen, denken wir an all das, was wir lieben. Ihr steht wahrlich in der hohen Gunst unserer Edlen Frau! Denn niemals zuvor haben wir Fremde in die Gewänder unseres eigenen Volkes gekleidet." (Elbenführer)

Aber Frodo aß und trank wenig, denn er hatte nur Auge und Ohr für die Schönheit der Edlen Frau Galadriel und ihre Stimme. Sie erschien ihm nicht mehr gefährlich oder furchterregend noch voll verborgener Macht. Ihm erschien sie schon so, wie Menschen einer späteren Zeit noch dann und wann die Elben sehen: gegenwärtig und doch fern, ein lebendes Bild dessen, was die fließenden Ströme der Zeit bereits weit zurückgelassen haben.

"Nicht Erinnerungen sind es, die das Herz ersehnt. Elben mögen die Dinge anders sehen. Wie ich gehört habe, ist für sie Erinnerung der wachen Welt ähnlicher als einem Traum. Aber für Zwerge ist das nicht so." (Gimli)

"Wandel und Wachstum sind nicht bei allen Dingen und an allen Orten gleich. Für die Elben bewegt sich die Welt, und sie bewegt sich sehr rasch, und dennoch sehr langsam. Rasch, weil die Elben selbst sich wenig verändern, während alles andere dahineilt: es ist ein Kummer für sie. Langsam, weil sie die verstreichenden Jahre nicht zählen." (Legolas)

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Nur Legolas schritt so leicht dahin wie eh und je, und seine Füße schienen das Gras kaum niederzudrücken und hinterließen keine Spuren. Denn in der Wegzehrung der Elben fand er alle Nährkraft, die er brauchte, und er vermochte zu schlafen, wenn es von Menschen schlafen genannt werden konnte, indem er seinen Geist ruhen ließ auf den seltsamen Pfaden elbischer Träume, während er mit offenen Augen im Licht dieser Welt wanderte.

Legolas beschattete die klaren Elbenaugen mit seiner langen, schlanken Hand und sah die kleinen Gestalten von Reitern, und der Schein des Morgens auf den Spitzen ihrer Speere war wie das Funkeln winziger Sterne, das sterbliche Augen nicht mehr zu sehen vermögen.

Aragorn lächelte. "Scharf sind die Augen der Elben", sagte er.

Der Reiter sprang vom Pferd. "Etwas ist seltsam an Euch, Streicher." Er ließ seine klaren, leuchtenden Augen wieder auf dem Waldläufer ruhen. "Das ist kein Name für einen Menschen, den Ihr angebt. Und seltsam ist auch eure Kleidung. Seid ihr aus dem Gras entsprungen? Wie kam es, dass ihr unserem Blick entgingt? Seid ihr elbisches Volk?"

"Nein", sagte Aragorn. "Nur einer ist ein Elb, Legolas aus dem Waldland-Reich im fernen Düsterwald. Aber wir sind durch Lothlórien gekommen, und die Geschenke und die Gunst der Edlen Frau begleiten uns."

Legolas spannte seinen Bogen und legte einen Pfeil ein mit Händen, die sich so schnell bewegten, dass ihnen der Blick nicht folgen konnte.

Damit schlief er (Anm.: Aragorn) fest ein. Legolas lag schon reglos da, die schönen Hände über der Brust gefaltet, und seine Augen, in denen sich die lebendige Nacht und der tiefe Traum vermengten, waren nicht geschlossen, wie es die Art der Elben ist.

"Ents sind mehr wie Elben: weniger auf sich selbst bezogen als Menschen, und sie vermögen sich besser in andere hineinzuversetzen. Und dennoch sind Ents wiederum den Menschen ähnlicher, wandelbarer als Elben. Oder besser als beide: denn sie sind standhafter und verfolgen ihre Ziele länger.
Natürlich begannen die Elben damit, die Bäume aufzuwecken und sie das Sprechen zu lehren und ihre Baumsprache zu lernen. Sie wollten immer mit allem reden, die alten Elben. Aber dann kam die große Dunkelheit, und sie zogen über das Meer oder flohen in ferne Täler und verbargen sich und machten Gedichte über die Tage, die niemals wiederkommen werden. Das waren damals helle Tage."
(Baumbart)

"Ich habe mich nicht um die Großen Kriege gekümmert", sagte Baumbart. "Sie betreffen hauptsächlich Elben und Menschen. Das ist die Angelegenheit von Zauberern: Zauberer kümmern sich immer um die Zukunft. Ich mache mir nicht gern Sorgen um die Zukunft.
Niemandem liegen die Wälder so am Herzen, wie sie mir am Herzen liegen, nicht einmal den Elben heutzutage. Dennoch habe ich freundlichere Gefühle für die Elben als für andere, denn Elben waren es, die uns vor langer Zeit von der Stummheit heilten."

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"Die Edle Frau von Lórien! Galadriel!" rief Sam. "Ihr solltet sie sehen. Schön ist sie, Herr! Wunderschön! Manchmal wie ein großer blühender Baum, manchmal wie eine weiße Narzisse, klein und schlank. Hart wie Diamant, sanft wie Mondschein. Warm wie Sonnenschein, kalt wie Frost in den Sternen. Stolz und fern wie ein Schneegebirge und so fröhlich wie nur irgendein junges Mädchen, das ich je sah mit Tausendschönchen im Haar zur Frühlingszeit. Aber das ist eine Menge Unsinn und trifft es nicht."
"Dann muss sie fürwahr lieblich sein", sagte Faramir. "Gefährlich schön."
"Ich weiß nichts über
gefährlich", sagte Sam. "Mir kommt es so vor, dass die Leute ihre Gefahr mit sich nach Lórien bringen und sie da finden, weil sie sie mitgebracht haben. Aber vielleicht könntet Ihr sie gefährlich nennen, weil sie in sich so stark ist. Ihr, Ihr könntet an ihr zerschellen wie ein Schiff an einem Felsen; oder Euch ertränken wie ein Hobbit in einem Fluss. Aber weder Felsen noch Fluss wären daran schuld."

Und einen Augenblick hob er die Phiole hoch und blickte hinab auf seinen Herrn, und das Licht brannte jetzt sanft mit dem milden Strahlen des Abendsterns im Sommer, und in diesem Licht hatte Frodos Gesicht wieder eine schöne Farbe, bleich, aber von einer elbischen Schönheit wie bei einem, der schon lange die Schatten durchwandert hatte.

Die Schar hielt an, und es gab kein Herz unter ihnen, das nicht erzitterte, es sei denn das Herz von Legolas dem Elben, für den die Gespenster der Menschen keinen Schrecken haben.

Legolas war über alles menschliche Maß schön von Angesicht, und er sang mit heller Stimme ein Elbenlied, während er ging.

"So ist es immer mit den Dingen, die die Menschen beginnen: es gibt Frost im Frühling oder Dürre im Sommer, und ihre Hoffnungen schlagen fehl." (Gimli)
"Doch selten schlägt ihre Saat fehl", sagte Legolas. "Sie liegt im Boden und vermodert, und zu unerwarteten Zeiten und an unerwarteten Orten geht sie dann auf. Die Taten der Menschen werden uns überdauern."

Bald würden Celeborn und Galadriel und ihr Volk nach Osten abbiegen, in ihr eigenes Land. Hier verweilten sie jetzt noch, um sich mit ihren Freunden zu unterhalten. Oft saßen sie noch lange, nachdem die Hobbits in Schlaf gesunken waren, unter den Sternen zusammen, erinnerten sich der Zeitalter.
Wenn irgendein Wanderer zufällig vorbeigekommen wäre, hätte er wenig gesehen oder gehört und nur geglaubt, er erblickte Gestalten, in Stein gemeißelt, Denkmäler vergessener Geschöpfe, die in den nun unbewohnten Landen zurückgeblieben waren. Denn sie regten sich nicht und sprachen auch nicht mit dem Mund, sondern blickten einander ins Herz; und nur ihre Augen bewegten sich und leuchteten, wenn ihre Gedanken von einem zum anderen gingen.

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© Hubert Hirsch - Poetische Tagträume

 

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