Kernenergie - Ja oder Nein?
Einfalt und Vielfalt - Über das Wesen der Energie- und Wachstumskrise

 

Ich habe nichts gegen Kernenergie, wenn sie von der Sonne kommt.

Peter Kafka

  

Zum Wegweiser auf der kosmischen Reise

 

 

Kernenergie - Ja oder Nein?
Zitate von Peter Kafka

Über den Wachstumszwang:
Noch immer wird Ihnen von den Wachstumsbesessenen eingetrichtert: "Wenn das reale Bruttosozialprodukt nicht wächst, so geht es uns schlechter." Geht es uns aber bei gleichbleibendem Sozialprodukt schlechter, so beweist dies, dass unsere Tätigkeiten im Durchschnitt unserem Wohlergehen mehr schaden als nutzen. Warum sollten wir dann noch
mehr vom Gleichen tun?

Über die Wissenschaft:
Das wissenschaftliche Weltbild ist der unserem Bewusstseinszustand angemessene Aberglaube.

Über das Fernsehen:
Und nicht nur Dinge, sogar die Menschen selbst werden zur Massenware. Kulturelle und seelische Vielfalt werden ausgerottet. Wenn Millionen viele Stunden täglich das gleiche Fernsehprogramm anstarren - ja, wozu gibt es denn dann so viele Menschen? Reicht dann nicht auch
einer? Stellen Sie sich übrigens einmal Jesus oder Buddha oder Lao-Tse im Fernsehen vor.

Wachstum als Geschwür:
Jetzt werden Sie einwenden, es gehe doch insgesamt immer noch voran zum Besseren. Aber wie meinen Sie das eigentlich? Immer alles nach den sogenannten "wirtschaftlichen Gesichtspunkten" zu produzieren - das heißt so billig wie möglich immer mehr zu produzieren. Das ist wie bei einem bösartigen Tumor. Das Mengenwachstum ist sein einziger Wert. Der hochdifferenzierte Organismus wird überwuchert und zerstört. Das Bruttosozialprodukt ist ein recht gutes Maß für dieses Krebswachstum, denn es zählt die Produktion von Schund, Abfall, Gift und Stress als positiv. Es misst gewissermaßen das Gewicht der Geschwulst. Aber welcher Krebskranke wäre wohl stolz auf die Gewichtszunahme seines Tumors?

Energiebedarf als Sucht:
Energie verleiht Macht; auch über Menschen, die von ihr abhängig geworden sind; und der früher so nützliche Machttrieb des Menschen stirbt nicht plötzlich ab. Im Gegenteil, der Mensch wird machtsüchtig, energiesüchtig. Eine Instabilität setzt ein, ergreift alle Völker und wird schneller und schneller vorangetrieben. Glücklicherweise - möchte man sagen - geht nun das Öl, die Quelle aus der sich die Instabilität jetzt vor allem speist, zur Neige, bevor der Organismus völlig zerstört ist. Aber die Sucht ist zu weit fortgeschritten: Wir nennen es die "Energiekrise" oder den "Ölschock" und halten verzweifelt Ausschau nach neuer Antriebskraft. Gerade in diesem Augenblick gelingt es der Wissenschaft, weitere fossile Energieträger zu erschließen, die schon bei der Entstehung des Kosmos und des Sonnensystems gespeichert wurden: Kernenergie. Der Trinker atmet auf. Es ist ihm gelungen, in eine Schnapsbrennerei einzuheiraten.
(Nach einem Bild von Wolfram Ziegler)

Ich behaupte, wir können aus der Weltgeschichte vom Urknall bis zur gegenwärtigen Wachstumskrise folgende Schlüsse ziehen:

  1. Wir sind verantwortlich für den Fortgang der Evolution.
  2. Evolution ist nur möglich, wenn an ihrer Front große innere Vielfalt gegeben ist.
  3. Evolution ist nur möglich, wenn das Gesamtsystem langsam veränderlich ist im Vergleich zur Lebensdauer der Individuen an der Front.

Wenn Ihnen diese drei Thesen einleuchten, so kommen Sie um die Diagnose "Sucht und Krebs" nicht mehr herum. Das Wesen der nicht über uns, sondern mit uns hereingebrochenen Krise der Evolution besteht darin, dass die Bedingungen 2 und 3 verletzt sind, also die Vielfalt und Gemächlichkeit fehlen.

Ehrfurcht vor dem Leben ist es, was wir brauchen.

Lassen Sie sich also nichts weismachen. Ich bleibe dabei: Wenn wir während der Lebensdauer des Einzelmenschen zu große globale Änderungen verursachen, so bauen wir zwangsläufig mehr lebendige Ordnung ab als auf. Dagegen kann der "wissenschaftliche" Fortschritt nichts helfen.

Konstruktive Herrschaft über das System des Lebens ist prinzipiell unmöglich. Allein die Methode der Evolution, Versuch und Irrtum in Vielfalt und Gemächlichkeit, kann dieses System bewahren und höher entwickeln.

Es geht darum, die lebendige Welt, unsere Behausung (griechisch oikos), zu pflegen und zu erhalten. Ökologie ist dann vor allem die Wissenschaft vom Wohnen, nicht vom Bauen!

Kapital und Arbeiter haben sich ja verbündet, den Organismus der Natur auszubeuten. Die Natur verelendet, und mit ihr die menschliche Seele, und wohl auch Gott, der sich in ihr entwickeln wollte.

Selbstverständlich sind meine Gedanken "realitätsfern". Sie sollen ja helfen, andere Realitäten  zu schaffen, von denen wir noch weit entfernt sind. Die Front der Evolution muss von unseren ökonomisch-technischen zu unseren seelisch-geistigen Fähigkeiten verschoben werden. Die in der Tat notwendige Expansion muss nach innen gehen. Dort ist Raum für fast unendliches, vielfältiges, gemächliches Wachstum. Wir wollen nicht mehr Produktivität bewundern, sondern Kreativität, nicht mehr Macht, sondern Kunst. Wir wollen nicht so viel haben, sondern mehr sein.

Ich habe nichts gegen Kernenergie, wenn sie von der Sonne kommt.

Mein Namensvetter Franz Kafka schrieb einmal:
"Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg; was wir Weg nennen, ist Zögern."
Heute würde, glaube ich, Kafka den Spruch umwenden:
Es gibt einen Weg, aber kein Ziel; was wir Ziel nennen, ist Einbildung unserer Ungeduld.

Ein Ziel der Evolution kennen wir nicht. Sie ist offen. Aber wir müssen und können ihr einen Weg bauen. Erforschen wir ihre Gesetze, und wir werden sehen: Es ist der sanfte Weg, vorwärts zur Natur.

Unser Beitrag zur Evolution kann und wird nicht in Technik und Wirtschaft liegen, sondern in der Entwicklung unserer seelisch-geistigen Fähigkeiten in einer nur sehr langsam veränderlichen materiellen und lebendigen Umwelt. Der technischen Entwicklung in der heutigen Industriegesellschaft fehlen an entscheidenden Stellen Vielfalt und Gemächlichkeit, die Voraussetzungen jeder Evolution. Es ist deshalb absurd, von ihr eine Sicherung der menschlichen Lebensgrundlagen zu erwarten, die ja erst durch sie gefährdet wurden.

Bei vielen Bereichen der Forschung haben wir keine Eile. Zum Beispiel ist es nicht wesentlich, ob ich selbst noch die Entdeckung von Gravitationswellen aus dem Kosmos erlebe oder erst meine Enkel. Die Welt im Großen ändert sich nur sehr langsam. Und gemessen an einer einzigen Gedichtzeile oder am Lächeln eines Kindes oder auch nur am Spiel einer jungen Katze sind die Vorgänge bei der Aussendung von Gravitationswellen äußerst simpel und kaum der Rede wert.

Über das Abwägen der Risiken bei der Nutzung von Atomenergie:
Es ist und bleibt Unfug, sich zum Abwägen zu bekennen, wenn man keine Waage hat. Und es ist Spielerei, wenn man eine selbstgebastelte Waage, deren Funktion man nicht voll durchschaut, willkürlich eicht. Tut dies gar jemand, der etwas verkaufen will, so nennt man es Betrug.

"Man kann alles so narrensicher bauen, wie man will - es wird sich immer ein noch größerer Narr finden." (Edward Teller)

Hüten wir uns, unter Abwägen nur den Vergleich von ein paar Zahlen zu verstehen. Der Entwurf der Waage ist viel wichtiger als die Einteilung ihrer Skala!

Über die Folgen globaler Eingriffe in die Natur:
Wir haben unter Umständen einige Millionen oder hundert Millionen Jahre biologischer Evolution durchgestrichen, ohne "etwas Besseres" dafür zu schaffen. Das gleiche gilt im gesellschaftlichen Bereich: Dort löschen wir einige tausend oder zehntausend Jahre kultureller Evolution aus und setzen unseren schlimmsten Schund an ihre Stelle.

Es gibt einige allgemeine Grundsätze, die wir schnell weltweit ausbreiten sollten: die Ehrfurcht vor dem Leben (also auch vor dem jedes einzelnen Menschen) und die Ablehnung jedes Machtanspruches.

Selbstverständlich sind wir nicht "verantwortlich für die künftige Evolution", wohl aber hängt es von uns ab, ob künftige Evolution überhaupt möglich ist.

Systemanalytiker - was für ein Wort: Zusammentuauseinandernehmer!

Das ganze Gefüge des irdischen Lebens hat sich allein unter der Ausnutzung der Sonnenenergie entwickelt. Sollte diese dann nicht auch für den Menschen ausreichen, der doch allem übrigen Leben sogar noch seinen Verstand voraus hat?

Wirtschaftler beurteilen die Kernkraft rein betriebswirtschaftlich, also nicht nach den wahren Kosten für die Gesellschaft und das gesamte Leben. Wenn wir bereit sind, zur Hölle zu fahren, weil dort die Energie am billigsten sein soll, so wird die Wirtschaft uns gern eine bequeme Rutsche zur Hölle bauen und am Eingang ihre Kasse klingeln lassen.

Alles wirklich Wertvolle ist für Berechnungen zu komplex, das heißt vielfältig verflochten.

Wenden wir also unsere Kletterkunst an, um vom immer steiler abstürzenden "harten Weg" zentralistischer Technokratie herunterzukommen und den "sanften Weg" einer Entwicklung in Vielfalt und Gemächlichkeit zu bauen. Die drängenden Probleme der Menschheit sind nicht durch mehr Energie zu lösen, sondern nur durch mehr Vernunft!

Über den Tod:
Müssen wir nicht danach streben, Trauer so zu verarbeiten, dass sie uns voller macht statt leerer? Ist nicht die immer noch herrschende Tendenz, den Tod als Unfall zu betrachten, eine schwere gesellschaftliche (und individuelle) Neurose? Eine seelisch-geistige Verkrüppelung? Kann ich denn das Erwachen, Erblühen und Fruchttragen von Körper, Seele und Geist lieben und wollen, ohne auch das Verwelken und Sterben anzunehmen, ja zu lieben? Lebensdauer ist eins, Lebensfülle dagegen fast unendlich viel.

Über die Seele:
Bei höheren Tieren, die ja unsere Freunde werden können, gibt es schon deutlich erkennbare Anzeichen von dem, was wir bei uns selbst Seele nennen. In wenigen Millionen Jahren ist die Sprache der Seele schon reicher geworden als der genetische Code in tausendmal längerer Zeit!

"Ob ich Atheist bin, weiß Gott allein." (Stanislaw Jerzy Lec)

Durch die angeblich so "rationelle" Zentralisierung geraten wir in immer absurdere Abhängigkeiten. Es gibt fast keine kleinen Bereiche mehr, die aus sich selbst heraus lebensfähig wären und als Regenerationszentren dienen könnten.

Der Diamantenhändler hat einen höheren Status (und meist höhere Gewinnspannen) als der Kohlehändler, obwohl beide Kohlenstoff verkaufen.

Wir müssen möglichst schnell weg von der Raserei, wie widersprüchlich dies auch klingen mag.

Alles Neue hat seine Zeit. Und die Zeit für die Überwindung des Aberglaubens an Wissenschaft, Technik und Planung, für die "Neue Aufklärung", ist nun gekommen.

Die Lügen der Anführer sind Ausdruck der "kollektiven Lebenslüge" der Mehrheit.

Der Staat ist zu groß geworden, um die komplexen Probleme zu lösen; es bleibt ihm nur die Vereinfachung, das heißt aber die krebsige Entartung; und wo die Einfalt einmal eingekehrt ist, da hat die Lüge leichtes Spiel.

Suchen wir den Übergang von der Gesinnung des Eroberers und ausbeutenden Herrschers zu der des liebevollen Gärtners.

Ich benutze das Wort "Sparen" nur gegenüber älteren Zuhörern, die darin noch eine Tugend sehen. Vor jungen Leuten muss man es "Senkung des Energieverbrauchs durch intelligente Nutzung" nennen.

Man wird erstaunt erkennen, wie absurd die Vorstellung war, der Staat und große Konzerne seien für "Arbeitsbeschaffung" verantwortlich. Dabei wird auch die Verteilung von Kindern, Eltern und Großeltern auf drei Haftanstalten (Schulzentrum, Industriepark, Altenzentrum) verschwinden.

Das Eigentum an Land und Häusern ist heute etwa so rechtmäßig wie seinerzeit das Eigentum an Sklaven. Ein Teil der Gesellschaft verfügt nach reinem Profitinteresse über die Lebensgrundlagen aller anderen. Legt das nicht den befreienden Gedanken nahe, jeder Mensch habe ein unveräußerliches Recht auf einen Anteil an der Erde, wie an der Luft zum Atmen? Stimmen Sie zu, dass Eigentum an Grund und Boden - soweit man diese nicht selbst bewohnt und bearbeitet - unrechtmäßig ist?

Wenn die wesentlichen Lebensgrundlagen der Menschen nicht mehr käuflich sind, geht die Macht des Geldes zweifellos zurück.

Gerade die Sensiblen und Schöpferischen werden von den gesellschaftlichen Strukturen heute nicht etwa begünstigt, sondern mehr und mehr benachteiligt, ja ausgestoßen.

Es scheint mir nicht ausgeschlossen, dass man die Entstehung von Macht konstitutionell verhindern könnte! Dabei ist mir noch aufgefallen, dass es sinnvoll sein dürfte, neben Legislative, Exekutive und Judikative auch noch eine "vierte Gewalt", die "Informative", zu installieren, um möglichst objektive Unterrichtung aller Bürger und offene Diskussion aller anstehenden Fragen zu sichern.

Auch bei der Chemie lernen ja jetzt endlich mehr Menschen einzusehen, dass die Produktion riesiger Mengen lebensunverträglicher Stoffe dumm war, und dass die Fortsetzung dieser Dummheit mit wachsender Einsicht zum Verbrechen wird.

Es gibt nur einen Schluss: Mit einem derart großen und langfristig wirksamen Vernichtungspotential, wie es die Radioaktivität nicht nur für menschliches, sondern für alles Leben darstellt, dürfen Menschen nicht ausgerüstet werden.

Über Umweltkatastrophen:
Die ganze Wirtschaft kommt womöglich allmählich ins rechte Licht - nämlich in schlechtes.

 Wer die Regeln der evolutionären Wertschöpfung - Vielfalt und Gemächlichkeit - nicht beachtet, schafft nur Chimären, körperliche und seelische Krüppel, Materieklumpen, Informationsmüll, Zerfall. Er schafft nichts besseres Neues, wirft aber das gute Alte durcheinander. Das "Durcheinanderwerfen" definiert den "Diabolus". Auch er wollte übrigens von Gott die Herrschaft übernehmen, sicherlich eine bessere Welt bauen, und stürzte in die Hölle.

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