Lyrik
Wir leben nicht vom Geist getrennt, wir sind in ihm. |
(Plotinus)
Peter Rosegger (1943 - 1918)
Wenn ein Dichter aus sich heraussingt, ... dann gibt er den Menschen zurück, was er von ihnen hatte, verzinst mit seiner eigenen Seele, und er ist mit den unheimlichen Mächten nicht mehr allein. In dieser Befreiung liegen die Wonnen der Lyrik, und zwar auch dann, wenn das Lied still in der Mappe bleibt. Schon das sich Gegenständlichmachen einer lebhaften Empfindung in Wort und Form ist oft Erlösung. Der Kurswert des Liedes aber liegt darin, dass es solchen die eigenen Herzen öffnet, die keinen Schlüssel dazu haben ... Es darf der Sänger nichts singen wollen, was nicht in ihm schon vorbereitet ist. Ebensowenig kann der Leser vom Lyriker empfangen, das nicht schon verborgen keimend in seiner eigenen Natur ruht. - Dich lieber Freund, grüße ich zu guter Stunde, vermutend, dass mein Lied auch dein Lied ist. Aus Roseggers Vorwort zur Gedichtsammlung "Mein Lied" |
Hege deine Visionen, halte an deinen Idealen fest, bewahre die Musik, die sich in dir regt, die Schönheit, die sich in deinem Herzen bildet, die Lieblichkeit, die deine reinsten Gedanken begleitet. Wenn du ihnen treu bleibst, wird deine Welt am Ende vollständig sein. James Allen Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume |
Manche Leute reagieren körperlich auf den Zauber der Poesie, auf deren Bedeutung. Das zeugt von echter Offenbarung, von Verbindung, Anteilnahme auf höchster Ebene ... Ein gutes Gedicht ist ein Beitrag zur Wirklichkeit. Die Welt ist nicht mehr dieselbe, wenn man ihr einmal ein gutes Gedicht hinzugefügt hat. Ein gutes Gedicht hilft, die Gestalt und Bedeutung des Universums zu verändern, hilft dabei, die Kenntnisse aller über sich selbst und die Welt um sich herum zu erweitern. Dylan Thomas Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume |
Dichtkunst ist die ehrlichste und unmittelbarste Kunstform, die ich kenne. Sie ist roh und ungefiltert. Sie ist ein lebendiger, schöpferischer Ausdruck und verdient es, größere Zuhörerschaft zu finden, um in unserer Kultur und in unserem Leben besser geschätzt und verwendet zu werden. Es gibt so wunderbare Dichtkunst in der Welt, die gerne Stimme haben möchte. Meine Hoffnung liegt darin, zu helfen, ein Verständnis und ein Gefühl für diese Stimme zu erwecken. Ich habe erkannt, dass sich nicht jedes Gedicht für die Musik eignet - manche Gedanken brauchen nur gegen die Stille gesungen zu werden. Es gibt sanfte und wenig greifbare Teile unserer selbst, die so wesentlich sind, um Herzlichkeit zu öffnen, Frieden zu finden, die Einsicht und den spirituellen Bereich unseres Lebens zu entfalten, unsere Seele zu enthüllen. Poesie ist ein Weg in diese Teile unseres Seins, wo wir verstehen, wer wir waren, und wo wir entdecken und entscheiden, wer und was wir sein werden. Sie macht uns vertraut mit uns selbst und anderen und mit menschlicher Erfahrung. Sie schürt das Göttliche in uns und flüstert all das, wofür es keine Worte gibt, und das ist wichtig, um dem menschlichen Gefühl Ausgleich und Größe zu verleihen. Jewel Kilcher Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume |
Ich habe gewissermaßen eine Wäscheleine gespannt vom Traum zur Wirklichkeit. Es gibt natürlich immer mehr als genug Leute, die mir klarmachen, dass man an einem Traum keine Wäscheleine festknoten kann. Und tatsächlich stürzt alles, was ich daran aufhänge, regelmäßig auf mich hinunter, und dann falle ich quietschvergnügt auf den Bauch, denn ich weiß, dass nur im Chaos wie Pfingstblumen die Lieder blühen. Herman van Veen |
Dieser
kleine Vogel Es gibt einen
kleinen Vogel, der wurde auf die Erde geschickt Leicht und zart,
die Federn blau wie der Himmel Leicht und zart,
die Federn blau wie der Himmel Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume |
Aus "Schlafes Bruder" (von Robert Schneider)
|
Staub
im Wind Ich schließe
die Augen Das selbe alte
Lied
Also halte nichts
fest
Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume |
Bruder
Sonne, Schwester Mond Bruder Sonne
und Schwester Mond Bruder Wind
und Schwester Luft Ich bin ein
Wesen Gottes Bruder Sonne
und Schwester Mond Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume |
Stell
dir vor Stell dir vor,
es gibt kein Paradies
Stell dir vor,
es gibt keine Länder
Du wirst sagen,
ich bin ein Träumer Stell dir vor,
kein Besitz
Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume |
kind
der sterne sie war ein
kind der sterne, sie war voller charme sie war ein
kind der sterne - gradeaus und frei
sie war ein
kind der sterne und wuchs prächtig auf sie liegt auf
meinen knien und ist weit, weit weg
|
Traurig
tanzen Es gibt nichts
Schöneres - Und ich bin
total glücklich - bin ich |
Du bist
wie die Wintersonn' Du bist a Tropf'n
Wasser in der Wüste Du bist wie
a Samen, der in mir keimt Du bist wie
a Bild, das i' net lang Du bist wie
a Gedicht, das si' leiwand reimt Du bist wie
a Schatt'n, der von irgendwo kommt Du bist wie
die Meeresbrandung, die an die Felsen schäumt |
Gedicht
über den Schlaf Des Nachts befreist
du unsern Geist Des Nachts entlässest
du den Geist Des Nachts weiß
kein Gefangner mehr Des Nachts denkt
keiner an Gewinn |
Durch
deine Liebe Du machst Blinde
seh'n Machst aus Wasser
Wein Du küsst
Tote wach Ich hab' dich
unterschätzt Durch deine
Liebe |
Zerbrechlich Falls Blut fließt
wenn Fleisch und Stahl eins sind Wahrscheinlich
sollte dieser allerletzte Akt dazu dienen
Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume |
Die
wahren Farben Du mit deinen
traurigen Augen, lass dich nicht entmutigen
Und jetzt zeig
mir ein Lächeln, sei nicht unglücklich Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume |
Ich
bin frei Wenn ich dir
sage, wie man die höchsten Höhen erreichen kann Ich bin frei
- ich bin frei Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume |
Was
ist ein Freund? Das will ich
dir sagen: Es ist jemand, bei dem man es wagt, ganz selbst zu sein.
Deine Seele zeigt sich ihm völlig nackt. Wenn du bei
ihm bist, spürst du, wie sich ein Gefangener fühlt, Er versteht
diese Widersprüche in deinem Wesen, Du kannst dich zu deinen kleinen Eitelkeiten bekennen, zum Neid, zum Hass und zu deinem zweifelhaften Umgang, deiner niederen Gesinnung und Albernheit. Und indem du sie ihm offenbarst, verlieren sie sich, aufgelöst auf dem weiten Ozean seiner Treue. Er versteht. Mit ihm kannst
du weinen, sündigen, lachen und beten. Freundschaft ist eine Seele, die zwei Körper bewohnt! Verfasserin: Carmen Nannen © 2000 |
Die
Mütter der Verschwundenen Mitternacht
- unsere Söhne und Töchter Im Wind hören
wir ihr Lachen Die Nacht hängt
über uns wie ein Gefangener In den Bäumen
stehen nackt unsere Söhne Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume |
Wie
die Tränen fließen Es ist Abend
- ich sitze da Mein ganzer
Reichtum kann mir nicht alles kaufen Es ist Abend
- ich sitze da Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume |
Die
Liebe Das Ross der
Hoffnung reitend Die Lanze unerschütterlichen
Glaubens tragend Mein Ohr dem
wirren Lärm der Welt verschlossen Ich zog durch
dichte Wälder ewigen Begehrens Doch da ich
in den Lüften immer eine Gegenwart spürte |
Raga
- Die Seele ruft Gott an Im Schwanken
der Zweige Im Seufzen des
Windes In der Verheißung
der Morgenröte |
Heimgefunden Mit meiner Nase weil ich zu
Hause bin weil ich zu
Hause bin weil ich zu
Hause bin weil ich zu
Hause bin und im Traum
habe ich geweint und ich bin aufgewacht |
Der
lange Weg So lange habe
ich mich gesehnt, kann nicht bleiben Den langen Weg
gehen wir alle, können nicht verweilen So lange habe
ich mich gesehnt Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume |
Der
Mann aus dem All Einst kam ein
Mann aus dem All in seinem Schiff angereist Er folgte einem
Licht und begab sich zu einer Hütte herab Dann sprach
der Fremde: Fürchtet euch nicht!
Die Erde erbebte
unter diesen entzückenden Klängen Bevor der neue
Tag anbrach, der Himmel dämmerte bereits Die ganze Welt
wartet darauf, das Lied wieder zu hören Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume |
Und
sie gefielen mir beide Zur Morgenfrüh'
hab' ich erlebt Die eine war
ernst gegürtet und blass, Da scholl von
der Kirche Glockenklang Da scherzten
zu Paaren in Liebeslust Da kam ein Vöglein
geflogen herbei, Da neigte ich,
bettelnd um einen Kuss, |
Lasst
den Sonnenschein in euch hinein Wir sehen einander
hungrig in die Augen Dennoch - es
bleibt die Ahnung einer Größe Wir sehen einander
hungrig in die Augen Wir nur, wir
aber wissen wenn wir singen |
Aller-Heiligen
Nur die Heiligen heilen
die Welt. Die nur Tüchtigen
retten sie nicht, Die Gott dienenden segnen
die Zeit, |
So bist
du Wenn ich geh', dann geht
nur ein Teil von mir Wenn ich wein', dann
weint nur ein Teil von mir Wenn ich schlaf', dann
schläft nur ein Teil von mir Wenn ich sterb', dann
stirbt nur ein Teil von mir |
Lung-ta
Ich bin das Windpferd!
Gemeinsam mit dem Elefanten,
dem Stier und dem Löwen Ich bin das Windpferd!
Und wenn ich mich hinabstürze
oder emporschwinge,
Anmerkung: Lung-ta, das juwelengeschmückte Windpferd, trägt die Weisheit und den Segen der Schriften von Gebetsfahnen auf dem Wind zu allen Wesen dieser Welt. Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume |
Meine
Art, Liebe zu zeigen Sieh den Tag am Himmel
steh'n Nimm den Schatten von
der Wand Meine Art Liebe zu
zeigen Schwöre keinen lauten
Schwur Halt mich fest, doch
halt mich nicht Meine Art Liebe zu
zeigen Spürst du wie die
Zeit entflieht Schließ mich in
die Stille ein |
MS Nackt kauere ich am Boden Die Arme hängen schwer an mir
herab Der Körper lebt ohne mich Der Geist Gedankenverloren |
© Hubert Hirsch - Poetische Tagträume