Gesammelte Zitate aus Büchern von Peter Rosegger:

 

 

 

Zum Wegweiser auf der kosmischen Reise

 

 

Die Schriften des Waldschulmeisters

Als ich so dasaß, hauchte jenes Gefühl durch meine Seele, von dem kein Mensch zu sagen weiß, wie es entsteht, was es bedeutet und warum es so sehr das Herz beklemmt, gleichsam mit einem Panzer der Ergebung umgürtet, auf dass es gerüstet sei gegen ein Etwas, das kommen muss. Ahnung nennen wir den wundersamen Hauch.

Nur der Einsame findet den Wald; wo ihn mehrere suchen, da flieht er, und nur die Bäume bleiben zurück.

Gram und Herzweh sind wie Glashauspflanzen, die wollen in der frischen Alpenluft nicht gedeihen.

Glorreich, o Menschheit, sind deine Fortschritte, aber in deinen ungeheuerlichen Vorurteilen bist du noch immer ein sehr erbärmlich Ding.

Wer mit finsteren Gedanken umgeht, der singt kein heiter Lied.

Ich gehe zu den Kindern in die Schule, um die Schulmeisterei zu lernen.

Dass doch dieser wundersame Traum von einer einstigen verlorenen Glückseligkeit die Herzen   a l l e r   Völker und Volksschichten durchdämmert.

Es geht ewig zu Ende, und im Ende keimt ewig der Anfang.

Mit dem Einfachen und durch das Einheitliche kann man am beredsten und würdigsten den Gott- und Ewigkeitgedanken versinnlichen.

Der Wald legt Ruhe, wohin Ruhe gehört.

Das wahre Gebet betet nur das Herz in seiner Not, in seiner Freude, aber die Leute werden sich desselben nicht bewusst. In Untiefen begraben liegt noch das Ding, das wir wahre Gottesehre oder Frömmigkeit heißen.

In meiner Seele ist zuweilen eine so seltsame Empfindung; Sehnsucht nach dem Weiten, nach dem Unbegrenzten ist nicht ganz der rechte Name dafür; Durst nach dem Lichte möchte ich sie heißen. - Mein armes Auge, du vermagst der dürstenden Seele nicht genug zu tun; du wirst in dem Meere des Lichtes noch ertrinken, und sie wird nicht gesättigt sein.

Der Teufel ist ein frommer Mann, der will jede neue Kirche nachmachen, aber es wird halt immer ein Wirtshaus daraus ... Das ist der Schatten ... der Kirche ... Und der Arbeiter legt sich nach der heißen Woche nur zu gerne in den Schatten.

Die Herde zerstreut sich wieder, wenn kein Hirte ist.

Wie mich die Stürme der Welt zu Boden geschlagen, so habe ich mich aufgerichtet an der Ursprünglichkeit des Waldes.

Das erste und allererste Lebenszeichen, welches in dem jungen Menschenkinde die aufkeimende Seele von sich gibt, ist die Offenbarung der Selbstliebe. Ob Menschenliebe daraus wird oder Selbstsucht, das entscheidet die Anlage und Erziehung.

Wer Kinder zu starken und rechten Menschen machen will, der pflege in ihnen die harmlosen Freuden, den Mut, das Gerechtigkeitsgefühl und die Wahrheitsliebe.

Der Urwald ist auszurotten, aber das Tabakrauchen nimmer.

In den Städten haben sie einen noch viel größeren Prunk. Aber wo nehmen sie die Stimmung und wo nehmen sie die wahre, hoffende Freude an der Auferstehung, die in der gläubigen Armut liegt! Inneren Frieden suchend, schleichen sie abseits an der Kirchhofsmauer hin und murmeln mit dem unseligen Doktor: "Die Botschaft hör' ich wohl ... ."

... der arme Mann mit der großen Sehnsucht, die keinen Namen hat. Es ist die Sehnsucht, die wir alle empfinden, ob seichter, ob tiefer, die Sehnsucht nach dem Ganzen, Allgemeinsamen, nach dem Wahren, aber Unfassbaren, in dem unsere drängende, strebende, bangende Seele Ruhe und Erlösung zu finden hofft.

In Alter, Unbehilflichkeit und Einfalt ist er ein Kind geworden; ein in Träumen lächelndes, glückliches Kind. Aber die Sehnsucht und das Ahnen des Jünglings ist ihm geblieben. Und ein großer Lohn ist ihm geworden, ein Entgelt, das uns mit seinen Schicksalen versöhnt; ein Entgelt, wie es die Welt nimmer gibt und geben kann, wie es nur aus treuer Erfüllung des Lebens entsteht: der Frieden der Seele.

 

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Die Älpler

Dass, wenn es zum Streite kommt, die Streitenden vernünftig sein sollen, ist eigentlich nicht zu verlangen. Vernünftige Leute streiten ja nicht.

Die Dickschädel, die Egoisten, die Gewaltmenschen und Rechtbrecher werden in den Behörden ... ja immer ihre Feinde sehen.

Nicht Entbehrung ist der Fluch der Armut, sondern die Verwahrlosung der Kinder.

Andere hoffen vom Lottospiel Verbesserung ihrer Lage, ohne zu ahnen, wie hoch da ihre Dummheit besteuert wird.

Arm ist nicht, wer wenig hat, sondern wer viel braucht.

Geld findet überall höfliche Leute.

Wer in den Wald geht, er kommt selten leer zurück.

Auch das Tier kann in seinem Wahnsinn so tierisch werden wie der Mensch.

Wenn Stadtherr und Bauer zusammenkommen – von beiden letzterer gemeiniglich der Höflichere ist.

Das Tabakrauchen ... kommt vom Nachahmungstrieb, der das Übelbefinden nach den ersten Versuchen wacker überwinden hilft.

Keine Satzung, sie mag des Leibes oder der Seele Heil bezwecken, befolgen die törichten Menschlein so willig, ja so lüstern, als die tyrannische Willkür der Mode.

Es ist kein Spaß für den Mann, wenn er durch den beständigen Wechsel der äußeren Erscheinung seines Weibes immerwährend an ihre innere Unbeständigkeit erinnert wird.

Es ist ... der "Diener" vom Steueramt, den man am höflichsten aufnimmt, aber am lebhaftesten verwünscht, obschon er "nix dafür kann, dass er geschickt wird".

Die eigentliche, natürliche Festrede der Älpler ist das Lied, in ihm liegen alle höheren Gedanken und Gefühle gemünzt und fliegen in den Weihestunden leicht wie von selbst über die Lippen.

Wenn es nach dem Buchstaben der Wissenschaft ginge, müsste ich schon in meiner Jugend wenigstens ein halbes dutzendmal gestorben sein.

Die Liebe ist allen fühlenden Wesen gemeinsam, die Treue kommt nur bei edelgearteten vor.

Wo und wann sich die Leute zurückziehen von der äußeren rauhen, boshaften Welt, dort und dann hebt sich der innere Mensch an zu regen, zu sprechen, zu trösten und zu schalken.

Wie vor Zeiten die Älpler den Kampf ums Dasein vor allem führen haben müssen gegen die Elemente, so müssen sie ihn jetzt führen gegen die Welt ... Und so nimmt es diesen Lauf: ... Der Kopf wird voller – das Herz wird leerer. Der Zeitgeist hat unseren Bauern viel gegeben, aber mehr noch genommen.

 

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Heidepeters Gabriel

Manches, was über uns kommt, was uns so weh tut, was wir für das größte Unglück halten, es wird nötig sein zu unserer dereinstigen Ganzheit. - Ergeben wir uns im Demütigen Vertrauen.

Wenn du unverstanden bist, so blättere im Buche der Natur. Alle Wesen sind Buchstaben, von Gott geschrieben, und die ganze Welt ist wie ein großes Lied.

Oft durchzogen Erinnerungen an eine herrliche Zeit seine Seele. Aber an eine Zeit, die er niemals durchlebt hatte. Denn es war nicht Erinnerung, es war eine Ahnung von dem, was bevorstand.

"Es ist kein Glück, ein Sondermensch zu sein; man lebt außerhalb des Kreises, ist durch einen Abgrund getrennt von den anderen. Was dient mir ein Anschließen an die Mitlebenden, wenn ich im nächsten Augenblick wieder abgestoßen werde? Sie suchen mich mit Gier, sie lassen mich enttäuscht wieder laufen. Das Bild meiner Zukunft ist nebelhaft und gestaltlos, denn mein Leben läuft nicht hin in bekannten Regeln ... Die Menschen, sie wähnen mich glücklich, weil ich singe. Auch der geblendete Vogel singt. Nicht glücklich bin ich gewesen im Waldland. Nun habe ich einen Blick in die Welt getan. Ach, ich hätte sie mir schöner, besser gedacht. Neue Wünsche und Bedürfnisse sind in mir aufgestanden, von denen ich einst keine Ahnung gehabt, die nur da sind, um zu quälen, und die unersättlich weiterwachsen, auch wenn sie erfüllt werden. Da ich sah, dass da draußen alle, die Besten wie die Mächtigsten, dem Eigennutz frönen, und dass des Menschen ganzes pathetisches Trachten nichts anderes bedeutet als einen lebenslänglichen Kampf um sich selber, so ist das Ideal wie eine verscheuchte Taube ausgeflogen aus meinem Herzen. Schon sind meine Lieder angekränkelt, denn ich vermag das, was ich singe, selber nicht immer zu glauben ..." (Gabriel)

Dem Dichter ist jede Stunde der Kraft und Begeisterung ein Besuch Gottes ... da sein Geist still und selig im Garten der Poesie wandelt.

"Ich suchte dich und habe mich gefunden!" (Gabriel)

 

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Alpensommer

Glaube nicht, was du meinst zu wissen. Glaube, was du wünschest.

Wie glücklich ist doch ein phantastisches Gemüt! Es dienen ihm Erd' und Himmel.

Mit Glaubenslehren macht mir selten ein Prediger das Herz warm, mit Sittenlehren jeder.

Ja, man soll die Fremde kennen lernen, aber früher noch die Heimat.

Hohe Berge und bedeutende Menschen scheinen größer in der Ferne als in der Nähe.

Es ist nicht an einem Tage und nicht mit einem einzigen Fehler geschehen, dass sich der Mensch krank macht, es braucht manchmal recht viel Anstrengung.

Wer die Müdigkeit nicht von der Niederung mit heraufgebracht hat, auf hohem Berge kommt ihm keine mehr.

Mit einer Landschaft gemessen, ist alles Menschenwerk lächerlich winzig. Wenn man vor viertausend Jahren hinausgeblickt hätte von dieser Höhe, so wäre es dasselbe Bild gewesen, das es heute ist. Was haben seither die Menschen herum gewirtschaftet da unten! Die leichten Spuren, die sie gemacht, lischt ein einziges Jahrhundert aus, falls der Mensch heute schlafen geht.

Die Schönheit erklärt man nicht, man empfindet sie.

Nicht in jeder Kirche wird gebetet, wo Leute knien und die Lippen bewegen. In dieser Zeit, die den außerirdischen, unpraktischen, will sagen ungeschäftlichen Idealen so abhold ist, berührt es eigentümlich, in einem so herrlichen Tempel (Anm.: Basilika von Mariazell) den Flug des Glaubens zu sehen. Und wäre es eine Moschee oder eine Synagoge, wo der Mensch sein armes Herz einem hohen Ideale zuwendet, dort heimelt es mich an und die Stätte verehre ich.

Die alten Weltplünderer wussten eben nichts davon, dass auch der freie Genuss der unbegrenzten Naturschönheit eine Welteroberung ist.

Größere Bergpartien beginnt man bei schlechtem Wetter, damit man bei gutem ans Ziel kommt.

Mancher Reisender würde die Welt viel unbefangener genießen, wenn er kein Reisebuch (Anm.: Reiseführer) mit sich führte.

Aber es bleibt erst noch die Frage offen, wer länger aushält, der Jahrzehntausend messende Sturzbach oder die sacht himmelwärts strebende Menschenseele ...

Als ich das Bemühen, gesund zu werden, aufgab, wurde ich allmählich gesund.

Mutterseelenallein! Der wandert nicht einsam, nicht verlassen, den die Mutterseele begleitet. Und sie begleitet jeden, der sich hingibt, der Mutter Natur vertrauend.

Ich weiß nicht, was die Leute eigentlich denken, dass sie alle Landschaften nur bei heiterem Himmel sehen wollen.

An dem landschaftlichen Bilde allein liegt's ja nicht. Es ist etwas anderes, ganz Geheimnisvolles, das uns mitnimmt und gegeben wird. Es ist, wie wenn unsere Seele Gestalten bekäme und als Felswand, als Abgrund, als Gletscher vor unserem Auge stünde, es ist, als verschmelze unser geistiges Wesen mit dem Sonnenäther und als sei die Vereinigung zwischen dem Menschen und dem unvergänglichen All gefunden. Wenn ich auf der Spitze eines hohen Berges anlange, so ist mir das immer wie ein Heimkommen.

        Was soll ich schreiben?
        Mir fällt nichts ein
        Auf diesen Bergen
        Voll Sonnenschein
        Als in Ehrfurcht schweigen
        Und selig sein.

Und doch hat auf dieser Welt nichts soviel Zweck als gerade das Zwecklose. Das ist das Leben an sich.

Trotz aller Brillen, welche die Wissenschaft ihm aufzusetzen vorgibt, wird der moderne Mensch immer kurzsichtiger; er hat nur ein Auge für seine nächste Umgebung; ins Jenseits hinüber dringt weder sein Blick, noch seine Sehnsucht.

Der schneidigste und boshafteste Musikkritiker muss verstummen, wenn er ein Vogelkonzert hört. Da gibt's einfach nichts zu sagen. Es ist in seiner Art vollkommen.

Noch tiefer in die Einsamkeiten wandernd, ist es endlich ganz ruhig geworden um ihn, und da hat er einen anderen Ton gehört: das Klingen der Stille ... zart, leise, wie aus den Fernen der Ewigkeit her.

Nur mit den Augen des Herzens muss man ausschauen und nicht mit denen der Vernunft. Sobald   d i e s e   mitspielt, erwächst selbst im kleinen Leben des Waldes dasselbe Reich der Ichsucht, der Falschheit, des Verbrechens, wie anderswo.

Alljährlich muss eine herbe Zeit den Menschen weisen zur Heimkehr in sein Selbst, damit er sich nicht verflüchtige und verliere in der weichen Üppigkeit des Sommers.

 

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Sonnenschein

Das Kranksein ... hat auch sein Gutes. Mancher genießt das Leben nur halb, solange er es ganz hat, und genießt es erst ganz, wenn er's nur halb besitzt.

Ich weiß mir oft gar nichts Lustigeres, als traurig zu sein.

Aus einem fleißigen Schüler ist noch selten ein bedeutender Mann geworden. Genies waren stets leichtsinnige Studenten.

Der Himmel hat mich vor dem Unangenehmsten behütet – als reicher Mann zu sterben.

In der Jugend studiert man Erwachsene, um klug zu werden. Im späteren Leben studiert man Kinder, um glücklich zu werden.

Man kann unter einem Dache wohnen und doch um mehr als ein Weltmeer voneinander getrennt sein. Schicke deinen Sohn nach Australien, und du wirst die Bande, die dich an ihn knüpfen, inniger fühlen, als wenn euch eine zolldicke Zimmertür trennt.

Erhebe dein Herz, und das Schicksal hat keine Macht über dich ... Ob es Glück oder Unglück um dich gibt, das kommt auf dich selber an. Nach dem, wie du bist, gestaltet sich dein Geschick.

Nur ein guter Mensch kann ein guter Arzt sein! Dieses Wort sprach einer der berühmtesten von ihnen.

Ein kleiner grämlicher Mann stand ... ebenfalls auf dem Kirchplatz herum, aber nicht um sich zu belustigen, sondern um sich zu ärgern. Das Ärgern schien ihm lieber zu sein, denn er hatte doch die Wahl zwischen beiden.

 

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Nixnutzig Volk

Es ist eigentlich bei allem Gesindel so, wenn man näher hinschaut, sind es lauter Menschen.

Die ledige Besitzerin eines stattlichen Bauerngutes ist immer schön. Sie hat eine saubere Gestalt, denn das Gehöft ist in bestem Zustande, sie hat ein gutes Herz, denn die Truhen sind voll.

 

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Der Gottsucher

Es ist nicht alles Wort Gottes, was gepredigt wird.

Was sie Mannestaten nennen, das sind zumeist Lieblosigkeiten, Rücksichtslosigkeiten, Verbrechen gegen die Mitmenschen. Bleibe Kind.

Je größer das Herz eines Beschauers, je bedeutungsvoller wird ihm die Außenwelt. Viele sind gewöhnt worden, den sie umgebenden ungeheuren Ring der Welt auf sich selbst zu beziehen, während eine große Seele bereit ist, das Herz opferfreudig in ihn aufgehen zu lassen.

 

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Am Tage des Gerichts

Verzeihen ist das Allerschwerste, aber auch der größte Segen Gottes. Man erlöst sich selber, man macht sich selber selig, wenn man anderen gut ist.

 

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Als ich noch der Waldbauernbub war

Und das leidenschaftliche Verneinen ist ein heimliches Bejahen.

Ach, wenn man nie und nie einen Mangel zu leiden hat, wie wird man da arm. Und wie war ich so reich damals, als ich arm war.

Nach jedem Ende kommt ein Anfang.

 

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Jakob der Letzte

Da war er fremd im Hause seiner Väter.
(Anmerkung: Ein Bauer verkauft letztendlich leichtfertig seinen Hof).

 

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Martin der Mann

Die Kinder werden erzogen nicht durch Worte, Lohn oder Strafe, sondern durch das Vorbild der Eltern.

Der Patriotismus besteht nicht in dem Hasse gegen andere Völker, sondern in der Liebe zum eigenen.

Wenn du wissen willst, was Langeweile, Geistesträgheit, Klatsch und Tratsch ist, so musst du an den Hof gehen.

Die größten Dichter haben die einfachsten Dichtungen geschrieben.

Der Schmuck armer Leute ist die Reinlichkeit.

Und wenn das gute Werk ohne Verbrechen nicht geschehen kann, in Gottesnamen, so soll es nicht geschehen. Aber dass du just das, was du an einem anderen bestrafen willst, selber tust: Einen umbringen – das ist nicht in Ordnung. (Anm.: Zur Frage der Todesstrafe)

Echte Liebe kennt keine Eifersucht.

Wer sich gegen die Natur versündigt, den straft sie mit Krankheit.

Dass es im Allgemeinen schlechten Menschen besser ergehe als guten, ist ein Märchen.

Größer als der Mut zum Verbrechen, ist der Mut, es zu bekennen.

 

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Peter Mayr, der Wirt an der Mahr

Die Lüge ist ein falscher Freund; wen sie heute scheinbar rettet, den bringt sie morgen um.

Ich will lieber mit der Wahrheit sterben, als mit der Lüge leben.

 

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Das ewige Licht

Wir wären göttlicher, wenn wir menschlicher sein wollten.

Mit dem Besten kann man unrecht haben, wenn damit einem guten Menschen Leides geschieht.

Die richtigen Christen halten nichts auf eine Totenzier; sie schauen der Seele nach, nicht dem Leibe.

Das beste Öl fürs ewige Licht ist der Glaube.

Glauben ist Gnade Gottes, die lässt sich nicht befehlen.

Aber die Blüten sind von ihren Wangen gefallen an diesem Tage ...
(Anmerkung: Die Christin Ottilie fügt sich dem Kirchengebot, das ihr die Liebe zu einem Juden versagt.)

Solange man an den Teufel glaubt, solange ist er.

Die Liebe ist das ewige Licht.

 

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Der Höllbart

Fiat justitia – pereat mundus

"Wenn Böses immer mit Bösem vergolten werden müsste, so käme ein Elend in die Welt, das die Menschen in kurzer Zeit zugrunde richten müsste. Ist das ein Protest gegen die Gewalttat, wenn ich Gewalttat übe? Das ist ein Rechtfertigen der Gewalttat. Kann ich das Unrecht, das ich über alles hasse, vernichten, indem ich es tue?" (Johanna).

 

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Erdsegen

Bei euch drin in der Stadt wäre ein solches Wesen unmöglich ... Die begehrenden Männeraugen hätten diesen Hauch versengt. Es ist noch der Reif der Traube an ihr. Sie hätten den Schmelz dieser Augen ausgesogen, diese Lippenknospen versehrt, sie hätten diese reine, herbe Seele längst zu einem koketten Damengeistlein gemacht. Obschon das gar nicht möglich zu sein scheint.

Freilich, man soll ja Gott nicht nach außenhin suchen im unbeschränkten Raum, sondern in der eigenen Brust ... Aber mein Inneres ist überall, wohin ich denken kann, ist in allem, was das Ohr hören und das Auge sehen und das Gemüt fassen kann. Alles, wovon ich weiß, alles ist mein Leib, mein Wesen.

Mensch, Welt, du bist ja erlöst! Mensch, du bist Weltall geworden! Weltall, du bist Mensch geworden! Du bist eins, du bist ewig, und dein Geist heißt Gott! - und da gibt's ja kein Leiden mehr, keine Unvollkommenheit, und wen sein Gürtel drückt am Menschenleib, der lege ihn ab und umgürte sich mit dem Sonnenkreis.

Aus der Scholle sprießt Kraft für die ganze Welt und Segen für den, der sie berührt. Erdsegen.

 

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Geschichten aus Steiermark

Allein, wer rechnet hier mit Jahrtausenden, wenn sich die ungeheure Burg der Alpen nachbaut herauf aus dem Urgrunde der Erde!

"Der gescheiteste Mensch auf der Welt kann nichts Besseres tun, als lachen." (Hans)

Erfahrene Leute wissen zu sagen, dass manch ein großes Glück, das viele Jahre lang mit aller Sehnsucht herbeigefleht, mit allen Kräften angestrebt wurde, wenn es plötzlich da ist, nicht die Freude verursacht, die man von ihm erwartet hat.

Wie es geht auf der Welt: ist es zwölf Uhr geworden, so fängt's mit eins wieder an - immer das gleiche.

Der Baumbart-Bauer ist eben auch schon in den Jahren, wo man mit der Frömmigkeit nicht mehr viel versäumt.

Wenn eine Lieb' nicht so groß ist, dass sie beständig sein will, dann ist sie zu klein.

Die süße Sanftmut ... ist die Waffe der Armen und Schwachen. Wollten sie den Weg des Rechtes betreten, so würden sie immer noch tiefer ins Unrecht gesetzt werden.

 

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Das Sünderglöckel

Aber lustig ist's im Wirtshaus. Weindunst, Tabaksqualm, wüstes, sinnloses Geschrei, anzügliche Reden und Gebärden zwischen beiderlei Geschlechtern, dann Zank, Zorn, Gewalttat.

Alle Laster werden geschmiedet in der blauen Flamme des Alkohols.

Wer mutig ist, der braucht nicht roh zu sein. Der Starke ist nicht brutal.

Eine besondere Ursache der Verrohung muss aber doch angeführt werden – unser Parlament.

Ein Mann, der viel mit seinem "Ehrenwort" arbeitet, beweist, dass sein Manneswort nicht verlässlich ist.

Dass der Idealismus nicht sowohl in Verzichtleistung auf das Geld sich ausdrückt, sondern vielmehr in dessen richtiger Verwertung, soweit denkt man selten. Der Idealist allein vermag dem Gelde moralischen Wert und ideale Bedeutung beizulegen.

Bei den Armen sehe ich den Segen des Geldes, bei den Reichen dessen Fluch. Das Geld richtet sich ganz nach der Hand, in der es liegt, wirkt in dem Sinn des Besitzers Gutes oder Schlechtes.

Im Besitze des Strebenden wird das Geld zur Kraft, im Besitze des Edlen zur Tugend ...

Den Weisen macht das Geld frei, den Toren bringt es in die Sklaverei. Der Geizhals ... besitzt das Geld nicht, er wird vielmehr vom Gelde besessen.

Es ist in der Tat kaum etwas Frevelhafteres, Herzloseres und Gewissenloseres denkbar, als dieses Schuldenmachen auf Kosten anderer.

Es ist zwar ein philisterhafter Grundsatz, nicht mehr auszugeben, als was man auszugeben hat, aber es ist ein von Natur aufgestellter und von der Natur besiegelter, mathematisch unantastbarer Grundsatz. Ich beglückwünsche uns nur, dass wir nicht unsere Kinder sind.

So wie ein vernünftiger Mensch nicht mehr Kraft verbraucht, als er entraten kann, so gibt er auch nicht mehr Geld aus, als nötig ist.

Prüderie ist das untrüglichste Merkmal des menschlichen Verfalls.

Die allermeisten Leute sind wie Ungeheuer, die man in Spiritus aufbewahrt; ihr Spiritus ist der Zeitgeist, der bisweilen aus dem Weingeist oder aus dem Biergeist gewonnen wird und in welchem sie träge und plump dahinrinnen.

Wer zittere nicht vor Krankheit und Siechtum! Aber ernste Bewegungen, wie der Vegetarismus, der Antialkoholismus ..., werden in den großen Massen lächerlich gemacht.

Die (Anm.: anonyme) Karte behauptet etwas, dessen Unrichtigkeit der Verfasser durch Verweigerung seiner Unterschrift bestätigt.

Die Ehre ist durch willkürliche fremde Eingriffe nicht verletzbar ... Die echte Ehre steht also auf weit festeren Füßen, als wir annehmen.

Leute, die einen Namen haben, müssen eben gefasst sein auf Zuschriften, die – keinen haben.

Alle Schönheit der Sprache liegt im Einfachen, Klaren und Gefälligen.

Die wahre Vornehmheit liegt stets in der Einfachheit.

In Kleinigkeiten sich f r e i zu machen, ist keine schlechte Übung für Leute, die allmählich zur großen Freiheit gelangen wollen.

Man muss nicht zu jeder Krankheit, die anklopft, h e r e i n sagen.

Zu den Lebensbedürfnissen gehört ja die Dummheit nicht, sie ist reiner Luxus.

Man kann nicht dagegen sein, dass Neues erstrebt wird, aber man sei vorsichtig im Zerstören des Alten.

Jede wahre Kultur muss zur Zufriedenheit führen.

Das Beständige ist der Mensch in seiner großen, ewigen Seele ... Nichts der Dinge wegen, alles des Menschen willen!

Unserer Seele Sehnsucht ist in der Außenwelt nicht zu stillen.

 

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Weltgift

"Es hat Mühe gekostet, bis ich so anständig wurde, dass mein Vater mich enterbt hat." (Hadrian)

Das war ja das so viel umworbene, glanzvolle Leben der Reichen. Vergnügungen? In Überfülle. Freuden? Keine.

Vielleicht gehört wirklich eine Heldenhaftigkeit dazu, gelassen und gleichmütig zu bleiben, wenn man Jahr für Jahr um eine Million reicher wird.

Ein Findelkind. Bei solchen Geschöpfen weiß man's nie, ob's nicht irgendein - Verwandter ist.

An einem der nächsten Tage hatte Hadrian etwas Neues entdeckt. Etwas ganz Neues, in seinem Leben noch nie Erfahrenes. Den stillen Tag.

Es kann eitel Neugierde, Sensationssucht, sogar ein bisschen Schadenfreude sein, was ihn immer wieder zu den Zeitungen greifen ließ. Sooft er sich über sie auch ärgern mochte; so sehr sie ... einer geschlossenen Charakterentwicklung im Wege zu stehen schienen und den Geist verflachten und verekelten: er las und las immer wieder die Zeitungen.

 

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Höhenfeuer - Vom Frieden des Herzens

Allerhand Beleuchtungen mit Sternen und Laternen

Nimm von meiner Weisheit halt was du brauchst, ich selber wäre der letzte, der sie befolgte.

"Die wahren Opfer des Reichtums sind nicht die Obdachlosen und Arbeitslosen, sondern die Reichen selber." (Bernard Shaw)

Echtes und Rechtes kann mit Geld überhaupt nicht gestiftet werden; für Lebendiges muss man Lebendiges einsetzen – sich selber.

Ganze, ebenmäßig beschaffene Menschen haben für alles Zeit.

Wer sich Zeit nimmt, der hat sie.

Manchmal ist es tapferer, geistig Mann zu sein, als leiblich.

Wer sein höchstes Glück in der sinnlichen Liebe sucht, der ist furchtbar betrogen. Keine Freude verlischt so plötzlich als diese.

Ich schließe mich unter allen Umständen jenen an, die auch in der irdischen Liebe den Geist Gottes spüren, und welche die sinnlichen Freuden durch seelische Liebe adeln.

Falsche Liebe fürchtet die Ehe, echte sucht sie, ja echte Liebe ist schon aus sich selbst ein im Himmel geknüpftes Band.

Das Kind ist ein Buch, aus dem wir lesen und in das wir schreiben sollen.

Nicht so sehr jenen Patriotismus liebe ich, der unsere Söhne auf das Schlachtfeld jagt und sie dort sterben heißt, sondern jenen, der für das Vaterland l e b e n lehrt.

Die Idee, aus was immer für einen Grunde, unschuldige Menschen töten zu dürfen, muss im Menschengeschlechte allmählich ausgelöscht werden.

Ich habe nichts gegen das Wissen, aber Weisheit ist mir lieber. Weisheit entspringt nicht so sehr aus dem Verstande, als aus dem Herzen.

In der Menschheit steckt ein guter Kern; von Geschlecht zu Geschlecht reift er der Vollendung entgegen ... allmählich - allmählich wird er aufgehen der Tag, den alle Völker erträumt, alle Seher vorausgesagt haben.

Das Wort Erziehung sollte man ausstreichen, das Wort Vorbild sollte man dafür hinsetzen.

Und das soll keiner vergessen: Wer sich nicht mit seinen zwei Händen das Brot aus dem Boden gräbt, für den müssen es zwei andere Hände tun.

Ich habe es mir ein Vergnügen sein lassen, manches Vergnügen zu entbehren.

Es gibt eine Liebe und Treue, die man jedem zuwenden muss, mit dem der Lebensweg – wenn auch nur für kurze Zeit – zusammenführt.

Was heute noch ein Phantasiegebilde scheint, kann nach hundert Jahren vernünftig heißen und nach zweihundert Jahren eine Tatsache sein.

Die Ehe zwischen zwei Menschen, die sich lieben, ist ein Himmel; wie soll der Himmel immer wolkenlos sein?

Je höher man sich selbst schätzt, je geringer wertet man andere, wie im Gegenteile die Menschenachtung stets zur Bescheidenheit führt.

Die Meinung über sich selbst unterliegt im Laufe des Lebens mehreren Wandlungen, unter welchen die Hauptfärbungen sind, dass der Jüngling sich für unwiderstehlich, der Mann sich für unüberwindlich, der Greis sich für unfehlbar hält.

Manche bilden sich was ein auf Krankheiten mit schönen Namen.

Du sollst nur das tun wollen, was in deiner Macht steht, alles andere lasse dich nicht kümmern.

Nicht die Dinge selbst beunruhigen uns, sondern die Meinung, die wir darüber haben. Der Verlust an Gütern ist an sich nichts Schreckliches, denn wir sehen sehr viele Menschen ohne diese Güter glücklich sein. Aber unsere Meinung, dass der Verlust schrecklich sei, macht uns Sorge und Angst.

Wenn der Knecht den Herrn ärgern kann, so ist dieser der Knecht und jener der Herr.

Verzichten können allein macht souverän.

Gibst du dich auf, um der Welt zu gefallen, so hast du dich verspielt.

Stirbt ein Nachbar, so sagst du, das ist Menschenlos; warum sagst du nicht das gleiche, wenn dein Geliebter stirbt?

Wenn du nicht willst, kann dich niemand kränken; gekränkt bist du nur, wenn du dich für gekränkt hältst.

Wenn er (Anm.: Gott) deine Person der Allheit opfert, so ergib dich, in der Allheit wirst du dich wiederfinden.

Sprich nicht viel, nur das Notwendige, auch das mit wenig Worten.

Sprich nicht viel von Grundsätzen, sondern handle nach solchen.

Nach meiner Erfahrung liegt im geistigen Leben ein r e a l e r e s Glück als im materiellen, sinnlichen. Realer deshalb, weil es persönlicher, verdichteter und unzerstörbarer ist, weil es den Zufälligkeiten der Welt weit weniger unterworfen ... ist, als die Freude am Stofflichen.

Alles Große, das Menschen je geleistet, geht aus der Einsamkeit, aus der Vertiefung geistigen Schauens hervor.

Wir haben an uns wieder eine Menschwerdung zu erfüllen, eine Wiedergeburt jenes Teiles unseres Wesens, den wir Seele nennen.

Wer sich nur in der Menge glücklich fühlt, der weiß nicht, was das heißt, ein Mensch zu sein.

Die Einkehr bei sich aber ist etwas, das unser heutiges Geschlecht ganz verlernt hat und die ihm so not täte, wie tägliches Brot.

Es ist auch mit Menschen so, jeder einzelne kann einem lieb und wert sein, aber die Menge ist uns zuwider, sie entwertet den einzelnen.

Die Mutter des Geistes, der Seele und des Könnens ist die Einsamkeit.

Der Provinzler übersieht oft die Mode, nie aber den Fortschritt.

Kein Stoff eignet sich für die Dichtung, wenn ihn der Stümper behandelt, und jeder, wenn ihn der Dichter angreift.

Jeder wirbt Anhänger für seine Prinzipien, denen er selber nicht nachlebt ... Man ist so frei, dem Andern die Freiheit zu nehmen.

Wer Fleisch verzehrt, ist Mitschlächter.

Sonst habe ich die grüne Plane der Dörfer aufgeschlagen und Zufriedenheit gefunden. Seit aber dort die Eisenbahnen und die Fabriken und die Fremden und die Geldgier eingezogen sind, ist die Zufriedenheit weg.

Je größer die Kreise meiner Bekannten, je einsamer bin ich geworden.

Das wahre Lachen und das wahre Weinen – Gesandte Gottes sind beide.

Wie es nichts Heiligeres gibt, als die echte Träne, so gibt es nichts Widerlicheres, als die falsche.

Der Mensch, soweit ich ihn kenne, kann sich ein Glück nicht denken, bei dem nicht eine Torheit dabei ist.

 

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Die Försterbuben

Sie war überzeugt, dass viel mehr Leute sich zu Tode essen, als zu Tode hungern.

"Mit fünfzehn Jahren ... um solche Zeit lernt der Bub im Walde mehr, als in den Schulstuben." (Michelwirt)

"Im Wald ist's auch so," sagte der Förster, "wohin die Sonne scheint, da wachsen keine Giftschwämme."

Anstatt sich selbst macht man Vorwürfe denen, so man unrecht getan hat.

Die halbe Wahrheit ist eine halbe Lüge.

Jeder kann sich die Welt machen, wie er sie haben will.

Ist nicht im Lehrzimmer die Mechanik und im Walde der Geist?

"Wer einen Glauben hat, den man ausziehen kann, der soll ihn nur gleich ausziehen; es ist ehrlicher, wenn er ihn auszieht, als wenn er ihn anbehält." (Rufmann)

"Der Mensch kann alles ertragen, nur das Leichteste nicht, das Nichts." (Nathan Böhme)

"Das Böse ist Einbildung, das Gute ist wirklich." (Michelwirt)

"Wer Vertrauen hat, der erlebt jeden Tag Wunder." (Elias)

 

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Heimgärtners Tagebuch

Wache auf, jeden Tag, als ob es der erste wäre. Schlafe ein, jeden Tag, als ob es der letzte wäre.

Die Stimmung der äußeren Natur ist stets nur ein Spiegel unseres Gemüts.

Mit Büchern geht es mir so wie mit den Menschen: Das einzelne habe ich gern, die Menge mag ich nicht.

Der meisten Leute Fehler ist, dass sie bei ihrem Berufe immer nur an den Lohn, nie an die Arbeit denken ... Wer nicht schon in der Arbeit eine Genugtuung findet, der wird nie zur Zufriedenheit gelangen.

Ich will sorglos leben, sagte der Eine und jagte nach Geld. Ich will sorglos leben, sagte der Andere und verschenkte sein Geld.

Lernt doch der Kluge immer vom Dummen mehr als der Dumme vom Klugen.

Besser als klug reden, ist es manchmal noch klüger, zu schweigen.

Alles Schicksal steigt allein aus deinem Herzen ... so dass der glücklich geartete Mensch von keinem äußeren Schicksalsschlage unterzukriegen ist, während ein unglücklich veranlagtes Innenleben durch kein äußeres Glück selig gemacht werden kann.

Das, wenn ich einmal von einer anderen Welt auf dieses unbegreifliche Erdenleben zurückschaue, das werde ich am allerwenigsten begreifen können, dass ich Tierleichen gegessen habe.

Ich habe mich nie behaglich fühlen können in einer Gesellschaft, in der so ängstlich die Gesprächspausen vermieden werden. Unter Ungezwungenheit - und das ist bei einer netten Unterhaltung wohl die Hauptsache - verstehe ich nicht bloß, dass jeder darauflos reden kann, was ihm einfällt, sondern auch, dass er schweigen kann nach Belieben.

Das Kind bedeutet nicht wenig und nicht viel, es bedeutet alles.

Schiller sagt: Leben sei träumen, weise sein, sei schön träumen.

Sei zu stolz, um hochmütig zu sein.

Anonyme Schreiber behaupten etwas, dessen Unrichtigkeit der Verfasser durch Verweigerung seiner Unterschrift bestätigt.

Man kann nicht dagegen sein, dass Neues erstrebt wird, aber man sei vorsichtig in der Zerstörung des Alten.

Wer sich Zeit nimmt, der hat sie.

Arm ist nicht, wer wenig hat, sondern wer viel braucht.

Ich weiß mir oft gar nichts Lustigeres als traurig zu sein.

Menschenleben, wunderbar! In jeder Ecke ein anderes Ungemach und in jedem Winkel steht ein freundlicher Engel.

 

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Mein Himmelreich

Die Sanftmütigen sind selig, denn sie werden das Land besitzen, sie werden den Genuss der Schönheit des Landes haben, während die Sorge und Mühsal um dasselbe denen zufällt, die sich dessen Herren nennen.

Sooft ich ein glühendes Herz für Gutes und Schönes finde, ist es mir eine Offenbarung des Heiligen Geistes.

Der Mensch sinkt als Vater zu Grabe und steht als Kind wieder auf. Alles ist dem Tode verfallen, man kann es sagen, aber auch: alles ist zum Leben bestimmt. Denn so viele wir täglich sterben sehen, so viele sehen wir geboren werden. Und wenn einst der Erdball alt und kraftlos sein wird, so wird er bloß ein wenig rasten, dann sich verwandeln und im Kosmos Mitstoff und Mitkraft zu einer neuen Lebewelt sein.

Vervollkommnet sich ein Wesen in diesem Leben, so tritt es eben vollkommener in ein nächstes über, erniedrigt es sich hier, so wird es dort als niedrige Art wiedergeboren. Dieser Glaube ... ist wunderbar tröstend für den, der sich bestrebt reiner, besser zu werden, denn er geht einem großen Leben entgegen - er nähert sich Gott.

Glaube es den Mystikern, dass der Tod nicht sowohl eine Entseelung des Leibes bedeutet als vielmehr eine Entleibung der Seele.

Mache dich vertraut mit den Wesen der weiten Welt, denn du wirst ihnen immer wieder begegnen auf deinem Fluge durch die Ewigkeit, und immer näher werdet ihr euch, werden wir uns alle kommen, bis die endliche Vollkommenheit uns zu einem einzigen seligen Wesen vereinigt.

Wir können nichts anderes tun als uns dem hingeben und vertrauen, von dem wir kommen und in dem wir sind.

Der Mensch hat durchaus keine andere Aufgabe als irgendein anderes Geschöpf; er soll sich des Seins freuen.

Die vor aller Welt religiös scheinen, sind es nicht, und die es sind, scheinen es nicht.

Man kann das Sterben drehen und wenden, wie man will - den es trifft, der ist geborgen.

Was wir in dieser Epoche zu verlieren haben, werden wir in der nächsten finden. Denn das Leben ist aufsteigend, weil es unsere Wünsche sind. Unsere Wünsche, unsere Bestrebungen nach dem Höchsten sind da, um erfüllt zu werden, das ewige Leben hat Zeit genug dazu.

Wo ist der Himmel? ... Jesus, der Christ ... hat nicht gegen das Firmament gezeigt, als er uns den Himmel wies ... Nach der Lehre des Herrn kann der Himmel schon vor dem Tode anfangen, ja er muss sogar vor dem Tode anfangen, wenn er nach demselben sein soll. Wenn der Himmel bei dir nicht schon angefangen hat, so fängt er an sobald du willst. Heute schon, in diesem Augenblick, kann der Schleier fallen, der dir das Himmelreich verdeckt hat, das in dich, du glückseliges Gotteskind, gelegt worden ist. In deinem Herzen musst du den Himmel suchen ... in deiner Seele ... ist das große, ewige Himmelreich, ist der Anfang dieses Himmelreiches - sobald du nur willst.

Wenn du in dir eine Glückseligkeit empfindest, die mit irdischen Dingen und Bestrebungen nichts zu tun hat, eine Glückseligkeit, die ganz selbstlos und vergeistigt ist, so brauchst du dir diese Glückseligkeit nur ins Unendliche gesteigert zu denken, und du hast eine Ahnung davon, wie es im Himmel sein wird.

Ich bin mir bewusst geworden, dass uns im religiösen Leben etwas fehlt, etwas Tiefes und Hohes, ohne dass ich es nennen könnte. Vielleicht ist es die schweigende Innerlichkeit ... es wird zuviel gesprochen und geschrieben über Religion.

Nur die Religion, deren Kern schon in uns liegt, ist auszubilden, nur sie kann sich fruchtbar für uns entwickeln.

Das Himmelreich will nicht bloß ersehnt, es will auch erworben sein.

Keine Handlung im formreichen Kultus des Landmannes ist so würdevoll und heilig wie das Hinlegen des Samenkornes in die Erde.

Die größte Auszeichnung lässt die Natur dem angedeihen, den sie mit dem Blitze tötet. Sie erhebt ihn in den Adelsstand des Lichtes. - Nach dem Naturgesetz der Elektrizität fliegt der Blitz nur solchen zu, in denen er die Bedingungen vorfindet, sich zu ersetzen und auszugleichen, also die mit ihm sympathisieren.

 

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Die beiden Hänse

Weltanschauungen kann man den Leuten nicht hineinreden, die müssen aus ihren Lebenserfahrungen herauswachsen.

"Der einsame Mensch ist vornehm ... Unter der Menge wird er ... Menschenfeind! Die Vielheit macht gemein." (Pick)

Aller Kräfte größte ist die Wahrheit,
Aller Wahrheit beste ist die Weisheit,
Aller Weisheit höchste ist die Güte.

 

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Das Buch von den Kleinen

O, küsset die Augen, in denen noch keine Sünde gelodert, keine Träne der Reue gezittert, in denen sich noch kein Toter gespiegelt hat. Ihr könnt nichts Heiligeres küssen. Ihr könnt nichts Göttlicheres schauen. Ihr Pessimisten versucht es einmal und blickt in ein Kindesauge, und räsoniert und wimmert weiter, wenn ihr könnt.

Für die Kleinen gibt es kein Elend, weil sie von keinem wissen. Und wenn ich in ihre Augen schaue, so weiß ich von keinem.

Und jetzt sah ich, wie seltsam der Blick ist, wenn sich Greis und Kind ins Auge schauen.

Ich habe die Überzeugung, dass das echte Glück – und es gibt ein solches auf Erden – nur in einem reichen, warmen Gemütsleben seinen Sitz haben kann. Nur hier, und sonst nirgends.

Verzeiht es mir, ihr hochgeschätzten Geldmänner, ihr Wohlgestrengen und Mächtigen, ihr Gelehrten und Klugen, dass ich den euch vorziehe, der mehr kann und mehr weiß, als ihr – den warmherzigen Idealisten.

Sie selbst sind vernünftige Leute, und weil die Jungen doch den Alten nachgeraten sollen, so ärgert sie jede Unvernunft, und wäre solche zehnmal weiser, als ihre eigene Klugheit.

Ja, Freund, man kann wie durch ein Weltmeer voneinander getrennt sein, und doch unter einem Dach wohnen. Versuche einmal das: sende deinen Sohn nach Amerika und du wirst im Herzen inniger mit ihm verbunden sein, als wenn euch Wand an Wand nur eine sechs Zoll dicke, aber kalte Mauer scheidet.

Wer vielleicht wie ich, trotz seines von Natur dankbaren Gemütes, keine wirkliche Dankbarkeit dafür empfinden konnte, keine rechte Achtung für eine solche Welt, kein Vertrauen zu ihr, weil sie in ihrem äußeren Prunk und ihrer inneren Hohlheit so sehr enttäuscht hat, wer gerade dort die wenigsten Menschen fand, wo die meisten beisammen sind, wer just dort die tiefsten Abgründe sah, wo man die hochmütigsten Ziele ausrief, wer endlich selbst in Gefahr lief, angesteckt zu werden von dem Eigennutz und der Falschheit und den Lüsten und der Trägheit und – der Verzweiflung; wie muss dem sein in der Waldnatur, mitten in der sachten, großen, wahren Entwicklung, niemand bei ihm, als ein junges Menschenwesen voller Heiterkeit und Vertrauen! Als ob daraus unversehrt von allem der Menschheit junges Herz von neuem aufkeimte!
  Wie das trostreich ist!

Im Lachen und Weinen sind alle Menschen gleich.

Die Kindheit ist nicht eine Vorbereitung zum Leben, als welche wir sie bei unseren Kleinen so oft auffassen möchten, sondern schon das Leben selbst.

Ganz auffallend ist die große Vertrautheit der Kinder mit dem lieben Gott. Sind sie doch erst kürzlich von ihm gekommen!

Und wenn ich manchmal in der Irre bin, und es können mich die Freunde nicht weisen und es können mich die Weisen nicht befreunden, und ich stehe im Wirrwar dieser Welt allein – so wende ich mein Angesicht zurück gegen das Sonnenland meiner Kindheit, oder ich trete in die Stube meiner Kinder ein, und habe alles wieder, und es kommen mir die Kinder groß und die Erwachsenen klein vor, und alles auf Erden scheint mir nichtig und kindisch, was – nicht des Kindes ist.

Warum muss der Mann lachen, wenn er ein Kind anblickt, und warum schaut das Kind so ernsthaft, wenn es einem erwachsenen Menschen ins Antlitz sieht? Der erstere schaut ins Paradies zurück, das letztere auf die traurige, schuld- und leidbefurchte Erde.

Kleiner Kinder kleines Leid, achtet mir's nicht zu gering!

Reine Naturmenschen sind wahrhaftig, sie können nicht lügen, denn es ist ganz widernatürlich, etwas anderes zu sagen, als man weiß, anders zu scheinen, als man ist.

So steht es. Wer heutzutage Märchen und Fabeln erzählen will, der muss sich damit an Erwachsene wenden. Die Kinder glauben nichts mehr.

Wer wissen will, dass er nichts weiß, braucht kaum erst den Monolog des Faust zu lesen, noch fast besser wird er's inne, wenn er mit fragenden Kindern umgeht.

Wahrlich ja, die Kinder muss man ernster nehmen als die Erwachsenen.

Ich bin Vater und Kind, Großvater und Enkel zugleich. Jungfrische Wipfelchen, und wie ein munteres Vögelein hüpft meine Seele von einem auf den anderen. Und Zeit ist Ewigkeit geworden.

Wie ich meinen Kindern nie etwas mitzubringen pflegte, so halte ich es auch bei meinen Enkeln. Sie sollen mir in die Augen schauen, anstatt auf die Hand, ich will den Empfangsjubel für mich haben, nicht für meine Tasche.

Immer wieder ist es zu sagen: Von keinem Schulmeister, von keinem hochgelehrten Professor, von keinem weisen Philosophen habe ich soviel gelernt als von Kindern. Mich dünkt, die Kinder sind die wirklichen Lehrmeister der Menschheit.

Zu modern darf einer nicht sein, zu verbildet darf er sich nicht haben, soll er im Kinde nicht bloß das "Bäbi" sehen, oder den "Fratzen" – sondern vor allem ein Wesen, in dem alle Keime des ganzen Menschen heilig verborgen liegen. Aber auch das Normale des Kindes, und gerade das, ist für uns, durch allzuviel Licht Blindgewordene, ein Wegweiser.

Es wird noch sehr viel kommen: was du hoffest, das selten; was du nicht erwartest, das oft. Und immer wird solches für dich das beste sein, was kommt.

Wie viel Göttliches ist doch in dem Kinde, was dem Menschen später abhanden kommt!

Die erste Jugend erlebt man an sich selbst, die zweite an seinem Kinde, die dritte an seinem Enkel.

Weil ich zeitweise an die Seelenwanderung glaube und tatsächlich im geistesabwesenden Zustand meine durchgebrannte Seele schon in anderen Wesen ertappt hatte, so war es jetzt beinahe, als ob ich selber in dem weißen Lamm stäke und Heimweh hätte. Und schließlich, wenn man's recht betrachtet, es kommt auf dasselbe hinaus – ob dieses Wesen leidet oder ein anderes – Wesen ist Wesen und Leiden ist Leiden.

Nimmt dich das Schicksal bei den Ohren, so halte ruhig still!

Gott ja, so manche Freude, die uns an den Weg gelegt ist, würde nicht aufgehoben, nicht bejubelt und nicht genossen, wenn kein Kind im Hause wäre.

Sei Kind mit dem Kinde!

Vor Gott muss man niederknien, weil er so groß ist; vor dem Kinde, weil es so klein ist.

Die Liebe zu Gott macht heilig, die Liebe zum Weib macht glücklich, die Liebe zum Kinde macht selig.

Kinder reicher Leute müssen schon besonders viel Glück haben, um etwas Rechtes zu werden

 

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I.N.R.I.

Sonderbar, wie die leblose Scholle über das Herz soviel Gewalt hat! Hält der himmlische Vater nicht die ganze Erde in seiner Hand? Trägt der Mensch die Heimat nicht in sich?

Je größer die Einsamkeit, je lebhafter die Nähe Gottes.

"Atmen und Warten ist nicht leben. Leben heißt Erfüllung, heißt Liebe - heißt Himmelreich." (Jakobus)

Einkehr in sich! Das ist der Wegweiser, den Jesus allen Gottsuchern aufgestellt hat.

"Das Sichtbare steht dem Unsichtbaren im Wege." (Jesus)

Mit Jesus süß zu sterben, aber noch süßer, mit ihm zu leben.

 

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Mein Weltleben (Band I)

Das Schweigen hat mich nie gereut, das Reden sehr oft.

Der Unzüchtige rühmt sich (Anm.: der Liebe), der Unschuldige schämt sich - der wahrhaft Liebende hat Ehrfurcht.

Unsere Aufgabe ist, möglichst glücklich zu werden. Das ist mein Evangelium ...

Es gibt eine Wahrheit, die jeder fühlt und niemand sagt, sage du sie.

 

Mein Weltleben (Band II)

Meine Meinung ist und bleibt, dass niemand seinen Mitmenschen etwas Besseres zu geben hat, als sich selbst.

Wir sind nicht Wissende, wir sind Suchende.

Wenn es möglich gewesen wäre, dem Judentum mich in die Arme zu hetzen - die Antisemiten hätten es zuwege gebracht.

    (Anm.: Rosegger wurde abwechselnd von deutschnationalen und jüdischen Kreisen vereinnahmt bzw. verdammt.)

Und wenn einer ... nun fragen sollte, wer ich denn also eigentlich wäre, wenn nicht Philo- oder Antisemit? Dem die ergebene Antwort: ich bin ich.

Jeder will alt werden, keiner will alt sein.

Nicht was die Welt an sich selbst ist, kümmert uns, sondern wie sie uns erscheint.

Unter dem Feigenblatt gedeiht die Keuschheit nicht, nur Prüderie und Lüsternheit.

Die Mutter Natur tut nichts, worüber sie sich zu schämen brauchte.

Ich war in meiner Jugend fast so einseitig, wie ein großer Mann oder ein Tor.

Wenn ein Mensch unter Leuten sitzt, so gewinnen die Leute, der Mensch verliert gewöhnlich.

Der Ehrgeiz ist nicht die hochgemuteste, nein, sie ist die untertänigste aller Leidenschaften.

Der Stolze wird auf andere verzichten, um sich selbst zu behalten.

Sei zu stolz um nach Ehre zu haschen!

Jedes große Unglück trägt den Keim zu neuem Glücke in sich.

Was die Sprache trennt, soll der Gedanke wieder einen.

 

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© Hubert Hirsch - Poetische Tagträume

 

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Yin-Yang